Die Website von „portfolio institutionell“, dem Onlineportal der Union Investment Gruppe für institutionelle Kapitalanlage, berichtet von der Ende April stattgefundenen Veranstaltung „portfolio institutionell Fachforum 2012″. Außer dem Extrembergsteiger und Grenzgänger Reinhold Messner sprachen auch hochkarätige Fachreferenten aus verschiedenen Blickwinkeln über das Thema „Risikomanagementrisiken“.
Gemäß dem Leitspruch „Risikomanagement schläft nicht!“ lockte die facettenreiche Thematik Teilnehmer zu dem Forum in Düsseldorf. Schon im Vorfeld der Veranstaltung erläuterte Patrick Eisele, „portfolio institutionell“ Chefredakteur, die Intentionen des Forums:
Es gibt viele Momente, in denen sich der Historiker fragt, wie die Weltgeschichte wohl gelaufen wäre, wenn sich ein Ereignis anders entwickelt hätte. Was wäre, wenn die spanische Armada 1588 England erobert, man Griechenland nicht in die Währungsunion aufgenommen oder Franz Beckenbauer für 1860 München gespielt hätte?
Auch im Risikomanagement wurden in grauer Vorzeit entscheidend die Weichen gestellt. Im 16. Jahrhundert begannen Mathematiker, Wahrscheinlichkeitsgesetze aus Würfelspielen abzuleiten. Seit damals basiert Risikomanagement auf Wahrscheinlichkeiten. Aus Analysen von Vergangenheitsdaten werden im modernen Risikomanagement Eintrittswahrscheinlichkeiten für künftige Ereignisse berechnet. Aus den historischen Renditeverteilungen leitet Markowitz unter Berücksichtigung einer bestimmten Risikopräferenz das optimale Portfolio ab. Zur Popularität der Portfoliotheorie von Markowitz hat beigetragen, dass diese auf einfachem Weg exakte Lösungen ausspuckt. Mit eindeutigen Lösungen kann man nicht nur gut arbeiten, sondern sich auch im Notfall dahinter verstecken. Leider ist Letzteres wegen der bei der Anwendung von Wahrscheinlichkeitstheorien auf dem Kapitalmarkt oft auftretenden Probleme auch nötig. Schließlich sind Wahrscheinlichkeitsverteilungen genauso wie aufsichtsrechtliche Vorgaben und die Verhaltensweisen von Marktteilnehmern Änderungen unterworfen. Abgebildet wird das Verhalten von Marktteilnehmern von der Spieltheorie. Dies ist auf Finanzmärkten wichtig, weil ein Investor aktiven Gegenspielern gegenübersteht.
Die Ironie der Risikomanagementgeschichte ist, dass in den Ursprüngen aus einem Spiel Wahrscheinlichkeitsgesetze und nicht die Spieltheorie abgeleitet wurde. Verwundern muss die Ableitung aber nicht, weil man beim Würfeln eben nicht gegen einen aktiven Spieler, sondern gegen einen Würfel spielt.
Mehr über diesen Risikomanagement-Geburtsfehler und die Alternative „Spieltheorie“ von Professor Hellmuth Milde zu erfahren, wurde auf dem diesjährigen „portfolio institutionell Fachforum 2012“ in Düsseldorf angekündigt. Gelegenheit, auch noch viele weitere neue Aspekte des Risikomanagements kennenzulernen, stand auf dem Programm der Veranstaltung.
Zur Einleitung des Events redeten Chefredakteur Eisele und N24-Moderator Michael Marx über das Grundthema
„Risikomanagementrisiken“ unter Betrachtung folgender Aspekte:
• Modellierungswelten zwischen zu großer Vereinfachung und Komplexität
• Die neue Anleihen-Welt: Alternativen zu Ratings, marktkapitalisierten Benchmarks
und dem risikolosen Zins
• Trotz Weltregulierung: Risikomanagement statt Risikocontrolling
Die Keynote-Rede präsentierte Dr. Ron S. Dembo, Gründer der kanadischen Algorithmics Inc., über seine These „Echtes Risikomanagement ist mehr als Risikomessung“. Sein Vortrag adressierte folgende Überlegungen:
• Wie wir und unsere Kunden über Risiko denken sollten
• Die Wichtigkeit der Bewertung von Umweltrisiken
• Wie Umwelt-Ratings die aktuelle Rating-Methodik stärken können
• Wie Investoren sich selbst Anreize setzen können, um Umwelteinflüsse zu optimieren
Der Titel einer Präsentation von Dr. Gerhard Stahl, Chief Risk Officer und Leiter Konzern Risikomanagement der Talanx AG, lautete „Sisyphos als glücklicher Held: Reflexion zur Implementierung und Regulierung Interner Modelle“. Seine Überlegungen zum Thema des Forums umfassten die folgenden drei Punkte:
• Aus Teufels Küche: Risiken von Modellen
• Aus der Traum: Stresstests geben keine Orientierung
• Aus dem Nähkästchen: Praxis bei Aufsicht und Versicherung
In einem der anschließenden Workshops sprach Dr. Stefan Hanekopf, Geschäftsführer der Braunschweig Advisors GmbH und Bereichsleiter Asset Management der Öffentlichen Versicherung Braunschweig. Sein Thema lautete „Risikomanagement bei der Öffentlichen Versicherung und Braunschweig Advisors“ und konzentrierte sich auf folgende Aspekte:
• Die Risikotragfähigkeit als Ausgangsgröße
• Die Risikosteuerung der Öffentlichen: drei-dimensional aber prognosefrei
• Die Öffentliche und Solvency II
In einem Parallelworkshop präsentierte Ronny Graupeter, Abteilungsleiter Treasury/Handel bei der Sparkasse Mittelthüringen, seine Erkenntnisse aus der Praxis in einem Vortrag unter dem Titel „Mehr als Risikomanagement – Ein Praxisbericht.“ Diese Einsichten umfassten folgende Überlegungen:
• Der Entscheidungsprozess in volatilen Märkten – Alles im Blick?
• Renten und Aktien – Zwei Konzepte im Niedrigzinsumfeld.
• Besondere Entscheidungsdokumentation – Ein Lernprozess setzt ein.
• Portfoliostruktur und Entwicklung – Gut für Mittelthüringen
Gemeinsam geleitet wurde ein anderer Workshop von Prof. Oliver Gottschalg, Associate Professor, Strategy and Business Policy, an der renommierten Management-Universität HEC Paris, und Dr. Bernd Kreuter, Gründer der Palladio Partners, einer eigentümergeführten Investmentboutique, die sich auf die unabhängige Beratung deutscher institutioneller Investoren in Sachwertanlagen spezialisiert hat. Sie sprachen über eine „Neubewertung der Private Equity Risiken nach der Finanzkrise“ und adressierten folgende Punkte:
• Qualitative Risiken: Teamrisiken, Fundingrisiken, Finanzierungsstrukturen
• Qualitative Risiken: Geeignete Risikomaße für Private Equity Performance und deren
Anwendung auf Portfolioebene
• Aktives Risikomanagement: Risikoerkennung und risikobasierte Portfoliosteuerung
In einem weiteren Workshop resümierte Frank Umlauf, Geschäftsführer Tajdo Consulting GmbH & Co KG in Frankfurt am Main, über das Thema „Risikomanagement bei Absolute Return Strategien“. Der Inhalt seines Vortrags umfasste folgende Fragestellung und Aspekte:
• Neue und sichere UCITS-Welt?
• Die unterschiedlichen Risikofaktoren
• Risikomanagement bei einzelnen Strategien und im Portfoliokontext
Olaf Keese, Vorstand der in Köln ansässigen Sparkassen Pensionskasse AG, erläuterte das Thema „Risikomanagement der Sparkassen Pensionskasse“ in noch einem weiteren Workshop. Seine Präsentation erläuterte drei Überlegungen:
• Ganzheitliche Perspektive
• Berücksichtigung von Illiquiditätsrisiken
• Modellrisiken und Weiterentwicklungen
In einem sechsten Workshop äußerte sich Josef Gilhaus, Leiter Treasury-Management der Sparkasse Osnabrück, zum Themenkomplex „Basel III und die Geschäftsmodelle von Banken“. Seine Einsichten zur Thematik befassten sich mit den folgenden Punkten:
• Anforderungen der neuen Kennzahlenwelt und unmittelbare Folgen
• Implikationen für Geschäftsmodelle
• Maßnahmen von Banken – Auswirkungen auf Investoren
Lorenzo Rossi, Managing Director und Leiter der Abteilung Private Equity der Londoner bfinance UK Ltd., und sein Kollege Ori Gotfrid, Direktor der bfinance Deutschland GmbH, referierten gemeinsam einen siebten Workshop im Rahmen der Veranstaltung. Der Leitgedanke dieses Seminars in englischer Sprache lautete „Infrastruktur Investments unter der Lupe“ und umfasste folgende drei Aspekte:
• Ein 360-Grad-Überblick der Industrie
• „Es ist nicht alles Gold was glänzt“ | Fallstricke und Risiken identifizieren – illustriert
anhand konkreter Beispiele
• Wie investieren? – konventionelle und unkonventionelle Ansätze
In seinem abschließenden Fachvortrag resümierte Prof. Dr. Hellmuth Milde von der Universität Luxemburg über
„Risikomanagement – alt und neu“. Dabei adressierte er die folgenden drei Überlegungen zur Thematik des Tages:
• Zustandsrisiken: Random Walk und Arbitrage-Freiheit
• Verhaltensrisiken: Informations- und Anreizmechanismen
• Anwendungsfälle für die beiden Risikotypen
Zum Schluss gipfelte das Forum in einer Präsentation des Extrembergsteigers und Grenzgängers Reinhold Messner mit Betrachtungen des Themenkomplexes „Risikomanagementrisiken“ aus seiner Perspektive.
Mehr Information zum Thema „Risikomanagementrisiken“
erhalten Interessenten hier:
Eine Abhandlung über das diesjährige Fachforum ist auf der Website
von „portfolio institutionell“ hier zu finden.
„portfolio institutionell“
Website: www.portfolio-institutionell.de
Union Investment Institutional GmbH
Website: www.union-investment.de