IASPlus, die deutschsprachige Nachrichtenseite zur internationalen Rechnungslegung, verweist auf eine Rede von Hans Hoogervorst, dem Vorsitzenden des International Accounting Standards Board (IASB), die er heute bei der 3. EZB-Konferenz zu Rechnungslegung, Finanzberichterstattung und Corporate Governance für Zentralbanken in Frankfurt am Main hielt. In seiner Rede legte er den Schwerpunkt auf Finanzstabilität und die Frage, was Rechnungslegungsvorschriften zu diesem Ziel beitragen können – insbesondere Transparenz im Hinblick auf Wertminderung.
Hier ist eine redigierte Fassung der IASPlus-Meldung bezüglich des heutigen Vortrags von Hoogervorst:
Hoogervorst begann seine Rede mit einem Hinweis, dass in den Diskussionen darüber, was das primäre Ziel der Standardsetzung sein sollte, Transparenz und Finanzstabilität oft als entgegengesetzt wahrgenommen würden. Dies, so Hoogervorst, sei eine in hohem Maße falsche und hinderliche Annahme, da Transparenz genau das sei, was Rechnungslegungsvorschriften zur Finanzstabilität beitragen könnten.
Der IASB-Vorsitzende sagte sehr deutlich, was Standardsetzer nicht leisten können: Sie können Stabilität nicht aus sich allein heraus gewährleisten, und sie können (und wollen) nicht dafür sorgen, dass Bilanzposten stabil erscheinen, wenn sie es nicht sind. Sie können allerdings zu verbesserter Transparenz beitragen, und diese wiederum gibt den Aufsichtsbehörde und Zentralbanken die Möglichkeit, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Instrumenten zu reagieren.
Hoogervorst nannte drei Aspekte der Transparenz, die im Zusammenhang mit der Finanzmarktkrise und der Eurokrise wichtig waren und sind:
Verschärfung der Konsolidierungsvorschriften, um unerwünschte außerbilanzielle Finanzierungen zu vermeiden – dies war insbesondere in den Vereinigten Staaten ein Problem, aber verbesserte Konsolidierungs- und Angabevorschriften wurden während der Finanzmarktkrise in die US-GAAP aufgenommen. Hoogervorst führte dies als einen wertvollen Beitrag an, den Standardsetzer zu erhöhter Transparenz leisten können, und schloss: „[W]ir können vernünftigerweise hoffen, dass dieses Problem nun der Vergangenheit angehört.“
Abgewogene Anwendung der Zeitwertbilanzierung, um Volatilität zu zeigen, die Geschäftsmodellen und Märkten innewohnt – während der Finanzmarktkrise war oft danach gerufen worden, die Zeitwertbilanzierung aufzugeben, da man der Meinung war, dass sie zu künstlicher Volatilität führe. Hoogervorst wies jedoch darauf hin, dass der Finanzsektor eine Branche ist, dem eine große Menge Volatilität innewohnt; diese nicht zu zeigen, würde die Transparenz verringern, nicht erhöhen. Gleichzeitig sind sich die Standardsetzer wohlbewusst, dass fortgeführte Anschaffungskosten nach allgemeiner Meinung bei bestimmten Instrumenten relevantere Informationen bieten als kurzfristige Marktfluktuationen. Deshalb hat sich der IASB entschieden, in dem International Financial Reporting Standard (IFRS) 9 mit einem gemischten Bewertungsmodell fortzufahren. Hoogervorst sprach auch kurz über die jüngsten Entwicklungen bei der begrenzten erneuten Erörterung von IFRS 9 und die Entscheidung, eine Kategorie der Zeitwertbewertung mit Erfassung der Wertänderungen im Sonstigen Gesamtergebnis wieder einzuführen.
Zurverfügungstellung eines gut funktionierenden Wertminderungsmodells für verlässliche und glaubwürdige Bewertungen zu fortgeführten Anschaffungskosten – das gegenwärtige Wertminderungsmodell, das auf eingetretenen Verlusten basiert, wurde während der Finanzmarktkrise und der Eurokrise ebenfalls kritisiert. Hoogervorst gab zu, dass dies wahrscheinlich zum Teil gerechtfertigt sei, obwohl das Modell auch darunter gelitten habe, dass es nicht mit ausreichender Strenge angewendet worden sei, da es Wertminderungsauslöser zuhauf gegeben habe, die jedoch aus diversen Gründen ignoriert worden seien. Nichtsdestotrotz entwickeln IASB und der Financial Accounting Standards Board (FASB) derzeit ein Modell, das auf erwarteten Verlusten, nicht auf eingetretenen Verlusten, basiert und von dem Hoogervorst der Meinung ist, dass es einen bedeutenden Beitrag zur Erhöhung der Transparenz leisten wird. (Eine erneute Veröffentlichung des Entwurfs zu Wertminderungen wird im vierten Quartal 2012 erwartet.) Hoogervorst wies jedoch auch auf die Grenzen des neuen Modells hin:
„[W]ie ich schon vorher sagte, hängt das Modell der erwarteten Verluste in einem gewissen Grad von Ermessensentscheidungen ab. Vor der gegenwärtigen Krise waren viele Banken und ihre Aufsichten offensichtlich nicht in der Lage, Risiken perfekt vorherzusehen [… und] es gibt keine Garantie, dass künftige Banker einen wesentlich besseren Job in der Risikovorhersage machen werden als die gegenwärtigen Banker. Deshalb ist es nicht wahrscheinlich, dass alle Risiken, die sich während eines wirtschaftlichen Aufschwungs aufbauen, rechtzeitig erkannt werden. Selbst bei einem Modell der erwarteten Verluste werden viele Verluste erst erkennbar werden, wenn der wirtschaftliche Abschwung beginnt.“
Mehr Information zur Rede des IASB-Vorsitzenden
erhalten Interessenten hier:
Die IASPlus-Meldung bezüglich der Rede von Hans Hoogervorst ist hier zu finden.
IASPlus
Website: www.iasplus.com
Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Website: www.deloitte.de
Zugang zum vollständigen Redetext des IASB-Vorsitzenden erhalten Interessenten
(als PDF-Datei in englischer Sprache) über diesen Link.
IFRS Foundation – International Federation of Risk and Insurance Management Associations
IASB – International Accounting Standards Board
Website: www.ifrs.org
FASB – Financial Accounting Standards Board
Website: www.fasb.org