Finanzreporting und Vertrauensverlust

Der Autor Sascha Alexander befasst sich mit dem Thema Berichtswesen und Datenqualität in einem Artikel, der aktuell in der Online-Ausgabe von „CFOworld – Strategie, Management, Leadership“ erscheint. In seinem Beitrag schildert er die Ergebnisse einer aktuellen weltweiten Studie zur Qualität des Finanzreporting in Unternehmen:

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Weltweit haben Unternehmen in der Vergangenenheit „erhebliche Investitionen in Systeme für Finanzberichte getätigt“, um ihre Abschluss-, Berichts- und Einreichungsprozesse zu verbessern. Doch offenbar wurde viel Geld „adhoc“ investiert, so dass viele Reporting-Lösungen ineffektiv sind und es an Sichtbarkeit, Qualität und Vertrauen in die Finanzdaten mangelt. Zu diesem Ergebnis kommt zumindest die Studie „Challenges of Corporate Financial Reporting“, für die im Auftrag von Oracle und Accenture nach eigenen Angaben im Februar und März dieses Jahres 1.123 Mitarbeiter aus den Finanzabteilungen von Unternehmen aus 12 Ländern, darunter UK, USA, Frankreich, Deutschland, Russland und Spanien befragt wurden. Nachfolgend einige zentrale Ergebnisse:

Mehr Effizienz im Reporting

Die Arbeit an den eigenen Berichtsprozessen ist eine Dauerbaustelle. So erklärten 82 Prozent aller befragten Unternehmen (in Deutschland 75 Prozent), in den letzten drei Jahren ihre Abschluss-, Einreichungs- und Berichtsprozesse verändert zu haben. Zugleich waren sie sich aber bewusst, dass sie in neue Systeme für das Finanzberichtswesen investieren müssen, um effizienter zu werden. Immerhin 47 Prozent haben laut Studie in den letzten zwölf Monaten erhebliche Investitionen in wenigstens einem dieser drei Prozessbereiche getätigt. Gleiches gilt auch für deutsche Unternehmen mit 52 Prozent.

Ineffektive Umsetzung im Reporting

Im Einzelnen haben von den befragten Unternehmen aktuell zwölf Prozent der befragten Unternehmen in eine der drei Phasen des Berichtsprozesses (Abschluss, Bericht, Einreichung) investiert. Zehn Prozent haben in zwei von ihnen investiert und 25 Prozent in alle drei. Deutsche Unternehmen haben immerhin mit 35 Prozent in alle drei Phasen investiert; Investitionen in eine oder zwei Phasen gab es jeweils nur bei neun Prozent der hiesigen Unternehmen (auch hierzulande wird viel über Geldverschwendung im Reporting geklagt).

Trotz dieser Modernisierungen werden laut der Autoren nach immer noch vielfach Tabellen und E-Mails genutzt, um das Berichtswesen im Tagesgeschäft zu verfolgen und zu verwalten: So setzen 72 Prozent aller befragten Unternehmen Tabellen und 68 Prozent E-Mails ein. Deutschland liegt mit 70 Prozent und 72 Prozent ungefähr im Schnitt. Dieses Ergebnis sei laut Studie ein Beleg dafür, dass selbst neue IT-Systeme für das Finanzreporting nicht die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen.

Hohe Kosten und Intransparenz im Reporting

Die Finanzabteilungen von 21 Prozent der befragten Unternehmen mussten zugeben, dass ihre Kosten für Finanzabschluss, -berichte und -einreichung gestiegen sind. Mit nur neun Prozent weist Deutschland hier den geringsten Wert aller befragten Länder auf.

Dieser Prozess ist für viele Mitarbeiter in Finanzabteilungen so intransparent, dass sie nicht verstehen, welche Kosten mit dem Finanzwesen verbunden sind und welche finanziellen Auswirkungen damit einhergehen, so die Autoren. 60 Prozent aller Befragten sagten, dass sie nicht alle Kosten in Zusammenhang mit der Verwaltung und Veröffentlichung der finanziellen Ergebnisse kennen. Für Deutschland beläuft sich dieser Wert sogar auf 72 Prozent aller beteiligten Unternehmen.

Falsche Reporting-Systeme

Eine Mehrheit der befragten Unternehmen gibt an, immer noch gravierende Probleme mit Finanzberichten aufgrund ungeeigneter Reporting-Systeme zu haben. Achtundsechzig Prozent (in Deutschland 59 Prozent) meinten, dass ihnen der Einblick in den Berichtsprozess weitgehend fehle (ein häufiger Anlass für Verdruss sind auch die langen Antwortzeiten der Systeme).

Für 84 Prozent ist es des Weiteren schwer, die Qualität der Finanzdaten während des Berichtsprozesses zu kontrollieren. Gleiches gilt auch für 82 Prozent der deutschen Unternehmen. Es wurde betont, dass dem Performance Management zusätzlich Aufmerksamkeit geschenkt werden soll.

Sinkende Effektivität im Reporting

Unzuverlässige und undurchsichtige Daten stellen Finanzabteilungen vor große Herausforderungen, unter anderem deshalb, weil Mitarbeiter ihre Arbeit nicht effizient erledigen können. Einzndsiebzig Prozent aller Befragten meinen, dass Probleme, die aus der Datenanalyse resultieren, ihre Effektivität senken. In Deutschland trifft das wenigstens nur auf 65 Prozent der Befragten zu.

Verpasste Abgabetermine

Dass es nicht möglich ist, Daten effektiv zu sammeln und zu analysieren, hat Auswirkungen auf das gesamte Unternehmen. Aufgrund nachträglicher Änderungen bei der Rechnungslegung haben bereits 15 Prozent aller befragten Unternehmen, in Deutschland 16 Prozent, Pflichttermine für die Einreichung verpasst. Das kann zu Strafen führen und potenziell Einfluss auf den Aktienkurs nehmen.

Weitere Investitionen ins Reporting

Die Unternehmen verbessern ihre Methoden zur Erstellung von Finanzberichten laufend und schrittweise, attestiert die Studie. 86 Prozent aller befragten Unternehmen planen erhebliche Investitionen innerhalb der nächsten fünf Jahre, in Deutschland sogar 88 Prozent. Sechszundvierzig Prozent beabsichtigen, alle drei Phasen der Finanzberichtserstellung zu überprüfen. In Deutschland planen das sogar 50 Prozent. Mit diesem umfassenden Ansatz lassen sich die Herausforderungen annehmen und Berichtsprozesse besser an die Performance-Erwartungen anpassen.

Insgesamt kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass Unternehmen ihre Investitionsstrategien überdenken müssen, um steigende Kosten, ineffektives Finanzreporting und die Überschreitung interner wie externer Termine zu vermeiden. „Der Erfolg moderner Unternehmen beruht auf guter Datenqualität und der Fähigkeit, diese Daten so zu analysieren, dass die Ergebnisse aussagekräftig sind. Ohne diese beiden Faktoren wird es schwierig, Erkenntnisse zu gewinnen, die zum Unternehmenswachstum beitragen. Die Studie zeigt, dass Finanzabteilungen oftmals diese beiden Fundamente fehlen. Sie müssen nun einen Weg finden, mit dem sie Finanzdaten besser sammeln, sortieren und abfragen können. Nur so werden sie die Herausforderungen meistern, denen sie derzeit gegenüber stehen, “ kommentiert stellvetretend Professor Andy Neely, Director der Cambridge Service Alliance, die Lage.

Weitere Informationen zum Thema Finanzreporting
und Vertrauensverlust erhalten Interessenten hier:

Der CFOworld-Artikel bezüglich der internationalen Studie ist hier zu finden.

„CFOworld – Strategie, Management, Leadership“ 
Website: http://www.cfoworld.de

Die gesamte Studie (in englischer Sprache) ist als Download
auf der Website von Oracle erhältlich.