Ergo: Die Rolle der Internen Revision in Krisenfällen

Wie wichtig die Prüfung der Unternehmensprozesse durch die Interne Revision im Unternehmen ist, zeigt der erneute Skandal um die Lustreisen der Ergo-Versicherung. Beteuerte das Unternehmen noch im Juli 2007, dass die damals öffentlich angeprangerte Reise in ein Bordell in Budapest ein Einzelfall war, so ist nun bekannt geworden, dass auch in den letzten Jahren weitere solcher Reisen von den leistungsstärksten Beratern im Ergo-Vertrieb unternommen wurden.

Das Handelsblatt berichtet, dass bereits 2011 weitere Auffälligkeiten von der Konzernrevision gemeldet wurden – bspw. über einen vom damaligen Vertriebschef gesponserten Bordell-Besuch auf Mallorca 2005, der diesem später als Kosten für „Speisen und Getränke“ erstattet worden sei. Von 2009 bis 2010 fanden weitere Lustreisen statt, die alle im Revisionsbericht vermerkt sind.

Warum diesen Fakten von der Geschäftsführung nicht nachgegangen wurde, ist unklar. Dabei wirft die Rolle des Vorstandes unterschiedliche Fragen auf. Laut dem Handelsblatt  und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung  gefährdet der Skandal sogar die Position von Ergo-Chef Torsten Oletzky.

Reputationrisiko durch Vertrauensverlust

Dieser Fall zeigt, wie wichtig die Aufgabe der Internen Revision für das Unternehmen ist: Versicherungen sind vom Vertrauen ihrer Kunden abhängig, dass sie mit deren Kapital sorgfältig umgehen. Dieses Vertrauen entsteht unter anderem durch eine gute Reputation, die auf den Handlungen und der Kommunikation des Unternehmens sowie Erfahrungen der Kunden mit dem Unternehmen beruht. Ein solcher Missbrauch von Finanzen und die fehlende Integrität der Mitarbeiter können zu einem erheblichen Reputationsschaden führen. Besonders, wenn er öffentlich wird, wie in diesem Fall. Die Leitmedien in Deutschland berichten ausgiebig über den Skandal, das Handelsblatt erstellte sogar eine Chrisenchronik, sodass Leser die Entwicklung und auch die Reaktionen von Ergo in zeitlicher Abfolge detailliert nachvollziehen können.

In Zeiten des Web 2.0 werden auch die Reaktionen der Öffentlichkeit auf solche Vorkommnisse schnell publik: Auf der Facebook-Seite kommentieren zahlreiche Kunden die Vorfälle und beschweren sich auch über allgemeine Probleme, auf Youtube wurden Parodien auf die Werbung des Versicherungskonzerns eingestellt. Zusammen mit Meldungen des Handelsblattes über fehlerhafte Verträge der Riesterrente, die tausenden Kunden finanzielle Schäden zugefügt habe, entsteht ein zunehmend negatives Bild des Konzerns in den Medien. Hier wird der Ergo nicht nur mit Fehltritten seiner Mitarbeiter, sondern auch mit Fehlern innerhalb des Kerngeschäfts in Verbindung gebracht, was die Reputation weiterhin schwächen kann.

Die Frage nach der Rolle der Internen Revision

Dieses Beispiel wirft u.a. zentrale Fragen zur Zielsetzung und zum Wirkungsgrad erfolgreicher Revisionsarbeit auf:

Wie kann die Revisionsleitung das Management von der Brisanz ihrer Prüfungsfeststellungen überzeugen?

Welche Möglichkeiten hat die Revision, wenn trotz mehrfacher Handlungsaufforderungen keine Reaktion durch das Management erfolgt?

Wie kann sichergestellt werden, dass Reputationsrisiken angemessen berücksichtigt werden und hochriskante Prüfungsergebnisse eben nicht an die Öffentlichkeit gelangen?

Oder anders gefragt: Wie kann die Revisionsabteilung ihre Stellung im Unternehmen so weiterentwickeln, dass sie auch in hochkomplexen Entscheidungssituationen in ihrer Rolle als „Hüterin des Internen Überwachungssystems“ aufmerksam angehört und ernst genommen wird?

 

Weitere Informationen über die Ergo-Problematik finden Sie auf der Webseite des Handelsblattes.

Neben zahlreichen anderen Medien berichteten auch der Spiegel, die Süddeutsche Zeitung und die Frankfurter Allgemeine Zeitung über das Thema.

 


 

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