Die Branchenveranstaltung audiconale der Audicon GmbH lädt auch dieses Jahr am 13. und 14. September in Düsseldorf Wirtschaftsprüfer, Steuerberater, Revisoren, Risiko- und Compliance-Manager sowie Rechnungsprüfer beziehungsweise Kämmerer ein, sich über die neusten Entwicklungen in den Bereichen Audit, Risk und Compliance informieren und beraten zu lassen.
Vor allem die Themengebiete skalierte Prüfung, E-Bilanz, Implementierung Interner Überwachungssysteme sowie Best-Practice-Ansätze für Fraud-Analysen und Prüfungen kommunaler Jahresabschlüsse stehen dieses Jahr im Vordergrund des Programms. Die Veranstaltung beinhaltet eine Vortragsreihe hochkarätiger Referenten wie Dr. Tobias Taetzner von der PricewaterhouseCoopers AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in Frankfurt am Main oder Dr. Axel Becker von der Audicon GmbH in Düsseldorf. Außerdem erhalten Teilnehmer Tipps und Beratung zu individuellen Themenbereichen und Fragen wie auch Informationen zu Produktneuheiten.
Die NewsStream-Redaktion sprach im Vorfeld der Veranstaltung mit den Referenten, um einen näheren Einblick in die Themen und deren Aktualität zu erhalten.
Heute lesen Interessenten ein Gespräch mit Martin Leuschner, der seit 2005 bei Corporate Audit der E.ON AG tätig ist. Das Unternehmen ist die Holding des größten nichtstaatlichen Energiekonzerns der Welt. Leuschner führt konzernweit Präventionsprüfungen und Investigationen durch. Sein fachlicher Schwerpunkt ist die Entwicklung und Implementierung von Standardprüfprogrammen basierend auf der Analyse strukturierter Daten. Dabei ist der Fokus auf Prozess- und Compliancerisiken. Zuvor war er als Controller bei E.ON Facility Management GmbH, als Berater bei PwC Deutsche Revision AG und als Kreditanalyst bei der Westdeutschen Landesbank Girozentrale tätig. Leuschner studierte Betriebswirtschaftslehre an der University of Warwick, der University of Wisconsin-Madison und der European School of Management and Technology und ist Certified Internal Auditor, Certified Information Systems Auditor und Certified Fraud Examiner.
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- Herr Leuschner, was sind Ihrer Meinung nach die bedeutungsvollsten Entwicklungen der letzten 5 Jahre innerhalb der Revisionsbranche bzw. Wirtschaftsprüfung?
Die Revision sah sich in den letzten Jahren mit diversen neuen Themen in kurzen Zeitabständen konfrontiert: Neben dem Sarbanes-Oxley Act (dem US-Bundesgesetz, das als Reaktion auf Bilanzskandale von Unternehmen wie Enron oder Worldcom die Verlässlichkeit der Berichterstattung von Unternehmen, die den öffentlichen Kapitalmarkt der USA in Anspruch nehmen, verbessern soll) und Compliance sorgte der allgemeine Kostendruck für organisatorische Anpassungen. Insbesondere erforderte die Einrichtung von Shared Service Centern eine Betrachtung der neu entstandenen Schnittstellen.
In Bezug auf die Revisionsarbeit wurden in den letzten Jahren Prozessprüfungen zunehmend durch Transaktionsanalysen ergänzt.
Schließlich wurden Analysewerkzeuge im Markt neu- und weiterentwickelt und die interne Weiterbildung zur Datenanalyse forciert. Die zunehmende Benutzerfreundlichkeit der im Markt angebotenen Instrumente erhöhte die Effizienz der Prüfungsarbeit.
- Was ist das Thema Ihres Vortrags, Herr Leuschner?
In meinem Vortrag möchte ich unseren Ansatz zur Automatisierung der Analyse strukturierter Daten zur Aufdeckung von Prozess- und Compliancerisiken vorstellen. Der Schwerpunkt lautet „Handarbeit war gestern“.
- Herr Leuschner, warum ist Ihr Thema gerade in diesem Jahr wichtig?
Wir haben in den letzten Jahren den Bereich Datenanalyse im Allgemeinen und den Umgang mit Datenextraktions- und Datenanalysesoftware im Speziellen stark ausgebaut. Nach der Definition und Einführung konkreter Prüfungsprogramme war die Automatisierung von Prüfschritten für die von uns regelmäßig durchgeführten Datenanalysen der nächste logische Schritt. Ziel war es, Datenanalysen auch ohne spezifisches Fachwissen durch vordefinierte Algorithmen durchzuführen, Fehler bei Datenanalysen zu reduzieren oder gleich zu vermeiden, Datenanalyseergebnisse über den Zeitverlauf und über die geprüften Einheiten hinweg durch Standardisierung vergleichbar zu machen sowie unsere Arbeitseffizienz weiter zu steigern.
- Welche zwei Punkte möchten Sie in Ihrem Vortrag hervorheben, Herr Leuschner?
Hervorheben möchte ich unsere Grundsätze und Werkzeuge für die Analyse strukturierter Daten.
- Herr Leuschner, gibt es konträre Meinungen zu Ihrem Standpunkt, was das Thema angeht?
Grundsätzlich wird dem Thema Datenanalyse ein hohes Interesse entgegengebracht. Dem gegenüber stehen allerdings in Teilen zu hohe Erwartungen, insbesondere bezüglich der durch Datenanalysen zu erzielenden Prüfungsergebnisse, der Vereinfachung der Prüfungsarbeit und des Wegfalls klassischer Prüfungshandlungen.
Dazu ist zu sagen, dass Datenanalyse allein für einen ganzheitlichen Prüfungsansatz nicht ausreicht. Des Weiteren sind trotz weitgehender Automatisierung der Prüfschritte ein grundsätzliches Verständnis der zugrunde liegenden Datenmodelle, eine hinreichende Affinität zu IT sowie manuelle Nachanalysen zur Berücksichtigung lokaler Besonderheiten erforderlich.
Schließlich können die Ergebnisse aus der Datenanalyse nicht unmittelbar in das Berichtswesen übernommen werden; vielmehr sind Analyseergebnisse als Auffälligkeiten zu betrachten, die noch durch die klassischen Prüfungshandlungen Dokumentenanalyse und Interviews zu validieren sind.
- Welche Herausforderungen sehen Sie für die Branche in den nächsten 5 Jahren, Herr Leuschner?
Zum einen gehe ich von einer weiteren Reduzierung der Komplexität der Geschäftsprozesse und Systemlandschaft durch weitgehende Standardisierung und somit von einer Abnahme lokaler Besonderheiten aus.
Zum zweiten sehe ich die Revision in einem Spannungsfeld aus einem verstärkt zentralen Revisionsansatz einerseits und der weiteren Unterstützung des lokalen Managements andererseits. Dieser Zielkonflikt ist im operativen Tagesgeschäft zu lösen.
Zum dritten gehe ich von einer weiteren Zunahme der zu prüfenden Datenmengen in ERP-Systemen [hinsichtlich Enterprise-Resource-Planning (ERP) = Unternehmensressourcenplanung] und der direkten Verfügbarkeit unterstützender Dokumentation durch deren verstärkte Digitalisierung – insbesondere im Ausland – aus. Dadurch dürften Analysen strukturierter Daten auch aus anderen SAP-Modulen wie SD (Sales and Distribution), AA (Asset Accounting) und HR (Human Resources) Standard werden.
- Herr Leuschner, glauben Sie, dass Ihre Arbeit durch die oben angesprochenen Punkte erleichtert wird oder eher Hindernisse entstehen?
In erster Linie glaube ich, dass sich unsere Arbeit verändern wird durch eine Betonung von Transaktionsprüfungen mit entsprechenden Auswirkungen auf
– das Aufgabenspektrum von Revisoren,
– die Weiterentwicklung des Anforderungsprofils an Prüfer,
– das Prüfungsvorgehen,
– Prüfungsdauer
– und schließlich die Reisetätigkeit.
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Bald ist es wieder soweit: Am 13./14.09.2012 findet die audiconale – die alljährliche Fachkonferenz der Audicon GmbH – im Maritim Hotel Flughafen Düsseldorf statt.
Vorträge hochkarätiger Referenten, praxisnahe Workshops und persönliche Beratung: Die Teilnehmer erwartet auch in diesem Jahr wieder ein abwechslungsreiches Programm zu den Themen Audit, Risk und Compliance, abgerundet von einem spannenden Event am ersten Konferenzabend.
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Interessenten finden weitere Details zur diesjährigen audiconale hier:
Ausführliche Informationen rund um die audiconale erhalten Sie
auf der Veranstaltungsseite www.audiconale.de.
Audicon GmbH
Website: www.audicon.net