Noch 24 Tage bis zur Audit Challenge 2012

–  Interview-Reihe zum Audit Innovation Award 2012  –

Hervorragende Leistungen mit Innovations-Charakter im Bereich Interne Revision aus den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz verdienen Anerkennung. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Fachkonferenzreihe Audit Challenge zeichnet eine internationale Jury von angesehenen Fachleuten solche Leistungen aus. Damit sollen richtungsweisende methodische Konzepte und Innovationen für die Revisionsbranche gefördert und Fachkräfte wie auch Nachwuchs dazu angeregt werden, mit neuen Ideen über den Tellerrand hinaus zu denken.

Mit fachlicher Expertise und viel Engagement befassen sich die rund 50 Mitglieder der hochkarätigen Jury mit der Auswertung aller Einsendungen für den diesjährigen Audit Innovation Award. Sie bewerten innovative methodische Revisionsvorgehensweisen und Konzepte zur Lösung von aktuellen bzw. zukünftigen Problemstellungen im Bereich Revisions- und Prüfungswesen. Deren akribischer Blick gilt dem Innovationsgrad, der Effektivität und strategischer Relevanz, der Effizienz, dem Nutzen und Auswirkungsgrad sowie der praktischen Implementierungsfähigkeit der jeweiligen Einreichung.

Im Vorfeld der Audit Challenge 2012 Veranstaltung in Frankfurt am Main (23.-27. April) kommen die einzelnen Jurymitglieder zu Wort und äußern sich mit eigenen Impulsen zum Themenkomplex Interne Revision und Innovation. Lesen Sie hier einen Beitrag aus der Experten-Reihe – heute im Dialog mit Dr. Werner Krommes, Wirtschaftsprüfer bei wekadit revision.

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Dr. Werner Krommes

„Als langfristige Herausforderungen für die Interne Revision
sehe ich die Identifikation von Ertragspotenzialen
und die Sensibilisierung für Altlasten.“

 

Nach dem Abschluss einer kaufmännischen Lehre im Einzelhandel (Werkzeuge und Baubeschläge) absolvierte Dr. Werner Krommes ein BWL-Studium in München bzw. Nürnberg und promovierte anschließend in München. Erste berufliche Erfahrungen konnte er in der westdeutschen Textilindustrie (Glasgewebe) sammeln. Während seiner 30-jährigen Tätigkeit im nationalen und internationalen Revisionsgeschäft der KPMG arbeitete er dort auch als Referent für Aus- und Fortbildung. Ebenfalls unterstützte er viele Jahre den Institut der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e. V. (IDW), indem er Kurse zur Vorbereitung auf das Wirtschaftsprüferexamen gab. Krommes ist ebenfalls Autor des „Handbuchs Jahresabschlussprüfung“ und Verfasser verschiedener Aufsätze, u.a. für DER BETRIEB, ZIR Zeitschrift interne Revision, Stbg Die Steuerberatung und die Zeitschrift für betriebswirtschaftliche Forschung. 

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  • Zum Thema Audit Innovation Award: Herr Dr. Krommes, was bedeutet für Sie Audit Innovation?

Innovationen im Bereich Audit sind für mich neue Elemente im Prüfungskonzept, die unter anderem dazu beitragen, Unregelmäßigkeiten zu verhindern bzw. Gefahren rechtzeitig zu erkennen, die mit einer Veränderung von Geschäftsmodellen verbunden sein können.

  • Zum Thema Audit Challenge: Herr Dr. Krommes, bitte beschreiben Sie Ihren Eindruck von der Audit Challenge.

Die von der Frankfurt School betonte „Herausforderung“ ist insbesondere darin zu sehen, dass zum einen neue Verfahren insbesondere im Operational Auditing vorgestellt werden und zum anderen das Bewusstsein für Wirtschaftskriminalität geweckt und aufrechterhalten wird.

  • Welche Herausforderungen haben Sie für Ihre eigene Arbeit in diesem Jahr definiert, Herr Dr. Krommes?

Neben dem Einsatz IT-gestützter Verfahren besteht eine weitere Herausforderung für mich in der Interpretation der auf zu hohem Abstraktionsgrad stehenden Beiträge in Fachzeitschriften und ein entsprechendes Training der Mitarbeiter anhand konkreter Beispiele.

  • Herr Dr. Krommes, welche Herausforderungen sehen Sie in den nächsten drei Jahren für die Interne Revision allgemein?

Hier sehe ich eine Vielzahl an Herausforderungen für die Interne Revision: Als erstes möchte ich die Identifikation der Schwachstellen nennen, die im Rahmen der Wirtschafts- und Finanzkrise deutlich wurden, und die daraus resultierende Kapazitätsverbesserung, u. a. in den Bereichen Beurteilung komplexer Bewertungsmodelle und Preispolitik, bei Letzterem besonders die Überschätzung reduzierter Absatzpreise.

Eine weitere Herausforderung besteht meiner Meinung nach in der Auseinandersetzung mit Sparprogrammen des Managements und der Identifikation und Beurteilung dieser Ergebnisse sowie Outsourcing von Prüfungsdienstleistungen und Restrukturierungsprojekte im Unternehmen.

Ebenfalls an dieser Stelle zu nennen ist die Auseinandersetzung mit dem Risiko verdeckter Kartellvereinbarungen und der um sich greifenden Bereinigung von Kennziffern, wie etwa die Gewinne vor bestimmten Kostenblöcken: „earnings before…“ im Rahmen des Financial oder auch Management Audit.

Ein wichtiger Aspekt ist auch die verstärkte Schulung der Mitarbeiter in der Revision in verschiedenen Bereichen:

  1. Kenntnisse der Geschäftstätigkeit und des wirtschaftlichen und rechtlichen Umfelds des Unternehmens, wobei heterogene Geschäftsfelder und ausländische Märkte dabei besonders berücksichtigt werden müssen.
  2. Wissen über Geheimnisse der Bilanzmanipulation, vor allem in der Erkennung von Konfliktpotentialen.
  3. Weiterhin die Schulung der Kenntnisse über Möglichkeiten DV-gestützter Prüfungsmethoden und
  4. die Problematik von Enforcement-Verfahren.
  • Welche Herausforderungen sehen Sie langfristig (in den nächsten 3-5 Jahren) für die Interne Revision, Herr Dr. Krommes?

Als langfristige Herausforderungen für die Interne Revision sehe ich die Identifikation von Ertragspotenzialen und die Sensibilisierung für Altlasten, insbesondere im industriellen Anlagengeschäft.

Auch eine Beschäftigung mit Strategie- und Investitionsentscheidungen, unter besonderer Berücksichtigung von Zustimmungsvorbehalten des Aufsichtsrates u.a. im IT-Bereich,  und die Auseinandersetzung mit Chancen und Risiken von Zusammenschlüssen halte ich für notwendig.

Ebenfalls  möchte ich die Aktivierung selbst geschaffener immaterieller Wirtschaftsgüter des Anlagevermögens und dem damit verbundenen und unter Umständen wesentlichen Einfluss auf das Jahresergebnis in diesem Zusammenhang betonen.

Zuletzt sehe ich auch eine Verbesserung der Zusammenarbeit mit der externen Revision als eine der kommenden Herausforderungen.

  • Welche Schlagworte oder Themen möchten Sie nennen, Herr Dr. Krommes, die Ihrer persönlichen Meinung nach den Bereich Internal Audit innerhalb der nächsten 12 Monate am intensivsten beschäftigen werden?

Das Risikomanagementsystem und, wie bereits geschildert, eine verstärkte Zusammenarbeit mit der externen Revision betrachte ich als Themen, die die Interne Revision im nächsten Jahr am stärksten beschäftigen werden.

  • Herr Dr. Krommes, welche operativen Weiterentwicklungsthemen sehen Sie auf der Prozessebene für die Interne Revision?

Ein operatives Thema auf der Prozessebene besteht in der Etablierung eines Zielsystems und damit in der Ausrichtung des Arbeitskonzeptes auf ein Zielsystem, im Sinne einer anforderungsgerechten Kombination von Prüfungszielen und Prüfungstechnik zwecks besserer Steuerung der Prüfungsteams.

Auch der Einsatz DV-gestützter Prüfungen bildet einen wichtigen Aspekt. Dieser Einsatz ist in den vergangenen 25 Jahren nicht nur im Rahmen der externen Revision stark vernachlässigt worden. Hier liegt wohl auch ein großer Nachholbedarf, den zu decken auch deshalb notwendig erscheint, weil Unternehmensleitungen mehr und mehr dazu neigen, sich durch Präsentation „kreativer Kennzahlen“ (earnings before…“) zu profilieren. Der DV-Einsatz wäre dann auch ein Bereich für eine verstärkte Zusammenarbeit mit der externen Revision.

  • Welche weitreichenderen Strategie-Themen sehen Sie für die Interne Revision, Herr Dr. Krommes?

Da ausländische Märkte für deutsche Unternehmen eine immer größere Bedeutung erlangen, muss eine besondere Aufgabe darin liegen, den Prüfungsteams, insbesondere im Zuge der Digitalisierung und in Anlehnung an Bestrebungen großer Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, aktuelle Länder- und Branchendaten jederzeit abrufbereit zur Verfügung zu stellen.

Im Rahmen ausländischer Märkte wird dem „Compliance Auditing“, der Verhinderung von Bestechungszahlungen, weiterhin eine große Bedeutung zu kommen. Auch hier wird der Prüfer mit einem hohen Maß an Komplexität z. B. in Form von Scheinverträgen konfrontiert werden.

  • Herr Dr. Krommes, welche Herausforderungen müssen generell für die Branche bewältigt bzw. gelöst werden?

Die Branche steht vor der Bewältigung von Komplexität und vor allem vor der Risikoquelle der „Black Boxes“. Die hohe Komplexität in der Internen Revision hat sich in den vergangenen Jahren in der Rolle von Finanzdienstleistern offenbart (Madoff, Phönix, Heros, Analysten). An der Widerstandskraft dieser „Black Boxes“ sind sowohl interne als auch externe Revisoren gescheitert.

Zur Bewältigung der Komplexität gehört auch eine Stärkung der Kapazität. Nimmt man den Verdacht ernst, dass die Teams im Rahmen der Wirtschafts- und Finanzkrise nicht mit der notwendigen Autorität und Fachkenntnis ausgestattet waren, um die Prüfung spezieller Bewertungsmodelle (siehe dazu die Problematik der Landesbanken und der IKB) sachgerecht durchführen zu können, muss die Kapazität der Prüfer im Sinne eines „Understanding the Business“ verstärkt auf die wachsende Komplexität wirtschaftlicher Zusammenhänge eingestellt werden. Die Bedeutung der Komplexität ist im Übrigen auch an den Monita der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) deutlich zu erkennen.

Eine besondere Form der Komplexität liegt auch darin, dass Bilanzmanipulation häufig nur als Maßnahmenbündel wirkt. Denn die Erfahrung zeigt, dass ein unter Ertragsdruck stehendes Management sich häufig entschließt, mehrere Bilanzpositionen „zu gestalten“ (Mosaikphänomen), da es durch die Strapazierung einer einzigen Position nicht gelingt, das „geplante Ergebnis“ zu erreichen. Da sich Umstände dieser Art in der Regel anbahnen, wird man dem „Continuous Auditing“, unter besonderer Berücksichtigung einer hohen Fachkenntnis der Revisoren, eine wachsende Bedeutung beimessen müssen. Auf das zuvor erwähnte „Zielsystem“ sei hingewiesen.

An dieser Stelle muss auch die Vermeidung einer persönlichen Haftung von Aufsichtsratsmitgliedern genannt werden. Diese wird für die Qualitätssicherung der Internen Revision von großer Bedeutung sein.

Neben der Bewältigung von Komplexität sehe ich auch in der Einbindung der Internen Revision in den Zielbildungsprozess eine Herausforderung für die Branche. Wenn die Interne Revision auch schon bei der Formulierung strategischer Ziele eingebunden wird, z. B. im Zusammenhang mit einer Veränderung des Geschäftsmodells, kann sie dies bei ihrer Planung rechtzeitig berücksichtigen.

Mehr zum Thema Audit Challenge 2012 erhalten Sie hier:

Die Homepage der diesjährigen Audit Challenge finden Interessenten hier.

Detaillierte Informationen zum Audit Innovation Award sind hier erhältlich.