Reputationsrisikomanagement in Banken

Reputation ist als immaterieller Vermögenswert von hoher Bedeutung für Unternehmen. Die gestiegene Bedeutung von intangiblen Assets für die Unternehmenssteuerung kommt insbesondere durch die immer häufigere Berücksichtigung in Unternehmensbilanzen zum Ausdruck. Das Reputationsrisiko an sich ist nur schwer messbar. Dennoch können die Auswirkungen auf das Geschäft eines Unternehmens enorm sein. Zudem besteht eine hohe Interdependenz zu anderen inhärenten Risiken, wie etwa dem Liquiditätsrisiko und dem operationellen Risiko. Auch sind mögliche Konsequenzen und die Verflechtung der verschiedenen Risiken im Vorhinein nur schwer zu erfassen. Das Management des Reputationsrisikos gestaltet sich daher komplex. Die NewsStream-Redaktion stellt hierzu Ansätze der Hypovereinsbank, der Deutschen Bank und der Commerzbank vor. In der folgenden Übersicht sind die jeweiligen Definitionsversuche, Faktoren und Kontrollansätze dargestellt.

Kategorie

Commerzbank

Deutsche Bank

Hypovereinsbank

Definition „Reputationsrisiko“

Die Gefahr von Verlusten, sinkenden Erträgen oder einem verringerten Unternehmenswert aufgrund von Geschäftsvorfällen, die das Vertrauen in die Bank in der Öffentlichkeit, bei Kunden und Mitarbeitern, bei Ratingagenturen, Investoren oder Geschäftspartnern, mindern. Reputationsrisiken können aus anderen Risikoarten – zum Beispiel Compliance-, Umwelt-, Steuer- und Rechtsrisiken – resultieren oder ergänzend zu ihnen auftreten.

Als Reputationsrisiko sind Transaktionsrisiken sowie Risiken zu verstehen, die von beteiligten Geschäftspartnern oder -praktiken ausgehen und eine negative Wirkung auf das öffentliche Vertrauen in die Deutsche Bank zur Folge haben können.

Das Reputationsrisiko ist kein reines Folgerisiko, sondern ein Risiko für sich mit negativen Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung der Bank, hervorgerufen durch eine negative Reaktion von Interessengruppen auf Geschäfte und/oder Vorgänge in der Bank.

Risikofaktoren

ökologische, soziale oder ethische Risiken

Diejenigen Sektoren, die hohen Umwelt- oder Sozialrisiken ausgesetzt sind, wie z. B. Rüstungsindustrie,  Bergbau oder Landwirtschaft.

Einzeltransaktionen mit kritischem Hintergrund (z.B. Waffenfinanzierung), die das eigene Ansehen beeinflussen können

Zuständigkeitsbereiche

Das zentrale Management von Reputationsrisiken der Commerzbank erfolgt in der Konzernkommunikation.

Die Abteilung Reputations- und Nachhaltigkeits-Management steuert Reputationsrisiken über einen qualitativen Ansatz und steht dabei im engen Kontakt mit den relevanten Abteilungen

Die Hauptverantwortung für die Handhabung von Reputationsrisiken liegt bei den Geschäftsbereichen vor Ort. Diese werden von internen Abteilungen wie Compliance, Recht, Kreditrisikomanagement und Group Sustainability unterstützt. Sofern nötig, wird an das zuständige regionale oder divisionale Reputationsrisikogremium oder das Group Reputational Risk Committee weitergeleitet. Letzteres ist ein Subkomitee des Risk Executive Committee und steht unter dem Vorsitz des Chief Risk Officers.

Die Verantwortlichkeit für das RepRisk -Control liegt bei der Abteilung des Operational Risk Management. Die Verantwortung für das RepRisk Management liegt jedoch im Grunde bei den einzelnen Mitarbeitern . OpRisk Manager tragen eine zentrale Rolle in der Gewinnung, Bewertung und Weiterleitung relevanter Informationen. Strategische Entscheidungen werden über das risikoartenübergreifende Risk Committee und ultimativ durch den Vorstand getroffen. Einzeltransaktionen und Änderungsprozesse fallen dem RepRisk Council zu. In außergewöhnlichen Fällen ist die Einschaltung des bestehenden Krisenmanagements vorgesehen.

Managementprozess

Geschäfte und Geschäftsbeziehungen, bei denen Nachhaltigkeitsaspekte eine wesentliche Rolle spielen, werden intensiv recherchiert, analysiert und mit einer differenzierten Bewertung versehen, die bis zur Ablehnung des entsprechenden Geschäfts beziehungsweise bis zur Beendigung der Geschäftsbeziehung führen kann. Tätigkeitsschwerpunkte sind derzeit das Firmenkunden- sowie Interbankengeschäft und hier besonders die Bereiche Rohstoffe (zum Beispiel Forstwirtschaft), Rüstungsgüter und unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten umstrittene Projekte.

Geschäftsbereiche und Querschnittsfunktionen (Compliance, Recht etc.) kooperieren im Umgang mit den Reputationsrisiken. Bei Uneinigkeiten bezüglich einzelner Transaktionen greift das Reputational Risk Committee ein. Kann selbst auf dieser Ebene keine Entscheidung herbeigeführt werden, wird das Group Reputational Risk Committee mit der Regelung beauftragt.

Alle wesentlichen neuen Aktivitäten und Geschäftsvorgänge der Bank sind hinsichtlich potenzieller Reputationsrisiken zu untersuchen (Change the Bank-Ansatz). Gleichzeitig werden die einzelnen Bereiche der Bank regelmäßig auf bestehende Reputationsrisiken überprüft werden (Run the Bank-Ansatz). Die Self Assessments der Bank werden anhand eines Fragenkatalogs durchgeführt. Der OpRisk Manager berät sich mit den jeweiligen Risikoverantwortlichen, um potenzielle, materielle RepRisk zu identifizieren. Identifizierte Reputationsrisiken werden im Bankeigenen IT-System dokumentiert. Die Steuerung erfolgt soweit möglich präventiv und ursachenbasiert, d.h. durch Modifikation von Produkten oder Änderung von Prozessabläufen. Dabei stehen die jeweiligen Primärrisiken im Fokus.

Interne Kommunikation & Reporting

Vorstand und Aufsichtsrat werden über die wesentlichen Reputationsrisiken der Commerzbank regelmäßig durch ein vierteljährliches Reporting informiert.

 

Sowohl Group Reputational Risk Committee  als auch das Risk Executive Committee erhalten monatlich Berichte über die Transaktionen, die an das Reputational Risk Committees geleitet wurden. Das Group Reputational Risk Committee wird außerdem quartalsweise über sensible Themen in Bezug auf Umwelt-, gesellschaftliche und Governance-Risiken informiert.

Alle Informationen über RepRisk werden den Entscheidungsträgern auf Geschäftsbereichs- und Vorstandsebene (u.U. sofort) zur Verfügung gestellt.

 

Nähere Informationen zum Reputationsrisikomanagement der einzelnen Banken finden Sie hier:

Reputationsrisiko-Management der Commerzbank AG

Reputationsrisiko-Management: Best Practice bei der HVB auf die-bank.de

Reputationsrisiko-Rahmenwerk der Deutschen Bank AG