Ansätze zur Aufhebung des Systemrisikos

Das Problem eines globalen, wirtschaftlichen Zusammenbruchs aufgrund des Absturzes nur eines einzelnen Unternehmens beschäftigt Wirtschaftsexperten noch immer. Zwei Finanzaufseher aus den USA und Großbritannien haben nun ein Papier veröffentlicht, das zur Lösung des Systemrisikos von Großbanken beitragen kann. Martin Gruenberg, Chef der US-Einlagensicherung FDIC, und Paul Tucker, Vizegouverneur der Bank of England, schlagen unter anderem vor:

  • Das Top-Management, das für den Zustand der Institution verantwortlich ist, wird ersetzt und haftet für das Versagen. Bisher erhöhte die staatliche Garantie des Beistandes die Risikobereitschaft der Manager.
  • Anteilseigner der Banken sollen nun als Erste im Fall einer Insolvenz bezahlen – und zwar mit der Abwertung ihrer Papiere. Es sei nicht ausgeschlossen, dass Aktienbesitzer dann jegliche Werte verlieren. 2008 wurde der Schaden durch die Steuerzahler aufgefangen.
  • Ferner sollen die Gläubiger der betroffenen Bank zahlen. Geliehenes Geld in Form von ungesicherten Krediten, wird nur zu einem Teil zurückgezahlt. Der andere Teil der Forderungen soll in Eigenkapital der Banken umgewandelt werden.
  • Unklare Zuständigkeiten für verschiedene Einheiten einer Bank, die in verschiedenen Ländern liegen, sollen verhindert werden. Stattdessen sollen funktionierende Tochtergesellschaften in neue Firmen überführt werden, selbst wenn die Muttergesellschaften insgesamt abgewickelt werden.

Da 12 der 28 systemrelevanten Banken ihren Sitz in den USA und Großbritannien haben, hat die Kooperation der beiden Länder eine weltweite Signalwirkung. Tucker und Gruenberg erklären, dass ihre Pläne mit der geplanten EU-Resolution zur Bankenabwicklung vereinbar sind. Somit können die Vorschläge auch als Orientierungshilfe für die 16 anderen systemrelevanten Banken dienen, zu welchen auch die Deutsche Bank gehört. Erst kürzlich berichtete die NewsStream Redaktion noch über ein Interview im aktuellen BaFin-Journal mit dem Exekutivdirektor der Finanzaufsicht Raimund Röseler. Dieser machte darauf aufmerksam, dass das „Too-big-to-fail“-Problem trotz aller Bemühungen um Sanierungs-und Abwicklungspläne noch immer nicht gelöst ist. Das wirtschaftliche Scheitern von einer der 28 systemrelevanten Banken würde ein tiefes Loch ins Finanzsystem reißen, das negative Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft hat.

Als  „Too-big-to-fail“ werden systemrelevante Unternehmen bezeichnet. Ihr Scheitern würde einen höheren volkswirtschaftlichen Schaden nach sich ziehen, als ihr Erhalt durch öffentliche Intervention.

Die Vorschläge der Finanzaufseher Tucker und Gruenberg lesen Sie in einem PDF-Dokument hier.

Den NewsStream-Beitrag zum Interview mit Raimund Röseler über das Bankensystem finden Sie hier.