Nach wie vor ist das Risiko Opfer von Wirtschaftskriminalität betroffen zu werden hoch, so die aktuell fünfte Studie der KPMG. Jedes zweite Großunternehmen meldete in den letzten beiden Jahren kriminelle Vorfälle. Die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft befragte im Rahmen der Studie die erste und zweite Führungsebene von Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Thema Wirtschaftskriminalität, Prävention, Aufdeckung und Reaktion.
Problematisch dabei ist, dass Unternehmen eine falsche Wahrnehmung über diesen Sachverhalt aufweisen. Gut 80 Prozent der Befragten erklären, das Risiko, selbst von kriminellen Handlungen betroffen zu sein sei geringer, als für andere Unternehmen. Dies steht im Widerspruch zu den eigentlichen Maßnahmen und stimmt auch nicht mit den tatsächlichen Schadenssummen überein. Pro Jahr und Unternehmen entstehen durch Wirtschaftskriminalität mehr als 300.000 Euro Schaden, so die Studie der KPMG.
Täterprofil, Schadensbereiche und der Umgang mit den Vorfällen
Nach Angaben der Befragten stammt fast die Hälfte der Täter aus dem eigenen Unternehmen und weist mangelndes Unrechtsbewusstsein oder unachtsame Arbeitsweisen auf. Besonders häufig betreffen die Taten Diebstähle und Unterschlagungen (68 Prozent) oder Betrug und Untreue (37 Prozent). Dabei bilden Vertrieb, Logistik und Produktion die am meisten betroffenen Unternehmensbereiche.
Auf die Frage nach Hinweisquellen nannten die Befragten offene Hinweise durch Mitarbeiter, die Interne Revision oder den Zufall. Die Aufklärung wird dabei durch Mitarbeiterbefragungen, Desk Research, elektronischen Datenanalysen und der Auswertung physischer Unternehmensakten unterstützt. In Folge eines aufgedeckten Tatbestands werden in der Regel Strafverfolgungsbehörden, externe Rechtsanwälte und die Interne Revision eingeschaltet. Der Täter hat dann mit arbeitsrechtlichen, strafrechtlichen oder zivilrechtlichen Konsequenzen zu rechnen.
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass das mit der Betroffenheit von Wirtschaftskriminalität einhergehende Reputationsrisiko künftig viel stärker in den Fokus rücken wird – nicht zuletzt durch eine aufmerksamere Öffentlichkeit.
Abgrenzung zur PWC-Studie „Wirtschaftskriminalität – Banken und andere Finanzdienstleister“
Die NewsStream-Redaktion berichtete gestern bereits über die PwC-Studie zum Thema Wirtschaftskriminalität. Der Unterschied zu der Studie von KPMG besteht in der untersuchten Branche: der Finanzsektor weist viel höhere Schadenssummen (5,5 Millionen) auf, als ein Querschnitt aller Branchen (0,3 Millionen). Auch die Zahl der Geldwäschevorfälle fällt im Allgemeinen mit nur drei Prozent gering aus. Im Finanzsektor stellte PwC einen Anstieg auf 43 Prozent der kriminellen Handlungen fest.
Die Studie „Wirtschaftskriminalität in Deutschland 2012“ von KPMG finden Sie hier.
Den NewsStream-Beitrag zur PwC Studie „Wirtschaftskriminalität – Banken und andere Finanzdienstleister“ lesen Sie hier.