– Interview-Reihe zum Audit Innovation Award 2012 –
Hervorragende Leistungen mit Innovations-Charakter im Bereich Interne Revision aus den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz verdienen Anerkennung. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Fachkonferenzreihe Audit Challenge zeichnet eine internationale Jury von angesehenen Fachleuten solche Leistungen aus. Damit sollen richtungsweisende methodische Konzepte und Innovationen für die Revisionsbranche gefördert und Fachkräfte wie auch Nachwuchs dazu angeregt werden, mit neuen Ideen über den Tellerrand hinaus zu denken.
Mit fachlicher Expertise und viel Engagement befassen sich die rund 50 Mitglieder der hochkarätigen Jury mit der Auswertung aller Einsendungen für den diesjährigen Audit Innovation Award. Sie bewerten innovative methodische Revisionsvorgehensweisen und Konzepte zur Lösung von aktuellen bzw. zukünftigen Problemstellungen im Bereich Revisions- und Prüfungswesen. Deren akribischer Blick gilt dem Innovationsgrad, der Effektivität und strategischer Relevanz, der Effizienz, dem Nutzen und Auswirkungsgrad sowie der praktischen Implementierungsfähigkeit der jeweiligen Einreichung.
Im Vorfeld der Audit Challenge 2012 Veranstaltung in Frankfurt am Main (23.-27. April) kommen die einzelnen Jurymitglieder zu Wort und äußern sich mit eigenen Impulsen zum Themenkomplex Interne Revision und Innovation. Lesen Sie hier einen Beitrag aus der Experten-Reihe – heute im Dialog mit Angelica Bienz, geschäftsführende Inhaberin, Audit & Risk GmbH in Adliswil (nahe Zürich).
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Angelica Bienz
„Die größte Herausforderung der Internen Revision liegt darin, bereits heute die Weichen für die Zukunft richtig zu stellen.“
Angelica Bienz ist geschäftsführende Inhaberin der in Adliswil (nahe Zürich) ansässigen Firma Audit & Risk GmbH, die Interne Revisionsabteilungen und das Management verschiedenster Firmen und Behörden mit ihrer Expertise im Audit und Risikomanagement unterstützt. Vorher leitete Sie die Konzernrevision der Liechtensteinischen Landesbank und war längere Zeit als Direktionsmitglied bei der Konzernrevision der UBS in Zürich tätig. Während einer Vielzahl von Jahren beschäftigte sie sich zudem intensiv mit Risiken, Risikotransfer, Risikoquantifizierung und Risikomanagement in den verschiedensten Funktionen bei Swiss Re in Zürich.
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- Zum Thema Audit Innovation Award: Frau Bienz, was bedeutet für Sie der Begriff „Audit Innovation“?
Innovation bedeutet für mich etwas Neues und Kreatives. Audit Innovation umfasst für mich einerseits Neuerungen im Bereich „wie wir etwas tun“ und „was wir tun“. Die Herausforderung bei der Verleihung des Innovation Awards ist, dass etwas, was für die eine Audit Abteilung eine Neuerung, eine Innovation darstellt, im weltweiten Universum der Prüftechniken bereits irgendwo existiert.
Prüfprozesse und Prüfprogramme sowie Techniken beim Managing einer Audit Abteilung lassen sich nicht „patentieren“. Es besteht deshalb kein transparentes und allen bekanntes Inventar von Audit Produkten wie beispielsweise Prüfprozessen, Prüfprogrammen, Prüfberichten etc. Dies macht es schwierig, Innovation im Audit – im Gegensatz zu Innovation in der industriellen Fertigung – zu identifizieren.
- Frau Bienz, für welche Themen würden Sie nach Antworten beim Audit Innovation Award suchen?
Grundsätzlich sind sämtliche kreativen und neuen Ansätze bei Prüf- und Beratungsprodukten („was wir tun“) sowie bei deren Herstellprozess („wie wir etwas tun“ / beispielsweise Prüfprogramme und Prüfvorgehensweise) für die Weiterentwicklung des Audits sehr zentral. Darüber hinaus ginge es im Trend der Zeit aber auch in der Internen Revision darum, sich mit den eigenen Risiken und Kontrollansätzen zu beschäftigen, und hierzu Ansätze und Mittel zu entwickeln. Da Audit sich vor allem um die Risiken und Kontrollen der anderen kümmert, besteht die Gefahr, dass die eigenen Risiken vernachlässigt werden. Ein wesentliches Risiko ist beispielsweise die Positionierung und Ausrichtung – i.e. das bisher gelebte Geschäftsmodell des internen Audits – in der Welt von Compliance, Risikomanagement und vielen weiteren Assurance Funktionen.
- Zum Thema Audit Challenge: Frau Bienz, was ist Ihr persönlicher Eindruck von der Audit Challenge?
Die Audit Challenge ist die einzige konsistente Plattform, welche mir in dieser Gestalt in Europa bekannt ist, die sich – wie der Name bereits sagt – zum Ziel setzt, die Branche Audit herauszufordern, neue Wege und neue Ansätze zu verfolgen, innovativ und kreativ zu werden.
- Frau Bienz, welche Herausforderungen sehen Sie für die Interne Revision allgemein im Laufe der nächsten 1-3 Jahre?
Die größte Herausforderung der Internen Revision liegt darin, bereits heute die Weichen für die Jahre danach – nach 3 bis 5 Jahren – richtig zu stellen. Dazu muss die Revision, die – wie der Name sagt – in der Vergangenheit eher Rückschau hielt, vermehrt Weitblick und Risikointelligenz entwickeln.
- Welche Herausforderungen sehen Sie langfristig (in den nächsten 3-5 Jahren) für die Interne Revision, Frau Bienz?
Die Risiken nehmen stetig zu, insbesondere die Frequenz größerer und seltener und somit die Existenz eines Unternehmens gefährdender Risiken. Eine der größten Herausforderungen der Zukunft dürfte deshalb sein, unserem hohen Anspruch gerecht zu werden. Unser Anspruch ist es ja, mittels unserer Prüf- und Beratungsleistungen dafür zu sorgen, dass die Unternehmensziele erreicht werden (siehe die IIA Definition der Internen Revision).
Dabei geht es nicht nur darum, Risiken zu identifizieren und mittels Kontrollen zu eliminieren, sondern darum, das ganze Spektrum an Risikokontrolltechniken einzusetzen, respektive den daraus passenden Mix für das Unternehmen vorzuschlagen. Dies umfasst eine Risikomanagement orientierte Prüfarbeit in der Internen Revision. Nur mit einem solchen Ansatz, glaube ich, können wir zukünftig angesichts der Risikointerdependenzen unsere Position auf höchster Ebene (Aufsichtsrat / Vorstand) sichern.
- Welche operativen Weiterentwicklungsthemen sehen Sie auf der Prozessebene für die Interne Revision, Frau Bienz?
Operativ hat die Interne Revision für eine gute „Schlagkraft“ zu sorgen. Dies bedeutet, sich kreativ und innovativ im unternehmensintern stetig kompetitiver werdenden Umfeld der Assurance und Beratungsdienstleistungen zu behaupten, sei es indem man sich an neue Prüfthemen und -ansätze heranwagt, sei es, indem man die Produktivität der Leistungserbringung steigert. Darüber hinaus sind die neuen ganzheitlichen Ansätze des Enterprise Risikomanagements auch in der Internen Revision zentral, nicht nur im Rahmen der Prüfungen, sondern auch bezüglich der eigenen Risikosituation. Ich denke da insbesondere ans Stakeholder- und Reputationsmanagement der Internen Revision.
- Welche Herausforderungen müssen generell für die Branche bewältigt oder gelöst werden, Frau Bienz?
Die Interne Revision muss unternehmerischer denken und handeln, um zukünftige Herausforderungen bewältigen zu können. Es reicht nicht mehr, nur richtig zu prüfen und standardkonform zu arbeiten. Unternehmerisch denken und handeln bedeutet auch, Risiken einzugehen (z. B. sich an neue, risikorelevante Prüfthemen heranzuwagen oder neue Prüfansätze zu entwickeln und einzusetzen). Eine Branche, die stillsteht und sich zu lange auf einer komfortablen Position ausruht, geht früher oder später unter. Hier leistet meines Erachtens die Audit Challenge einen wertvollen Beitrag, dass dies nicht geschieht.
Mehr zum Thema Audit Challenge 2012 erhalten Sie hier:
Die Homepage der diesjährigen Audit Challenge finden Interessenten hier.
Detaillierte Informationen zum Audit Innovation Award sind hier erhältlich.