Jürgen Fitschen zeigt in einem Beitrag für die Zeitschrift die bank seine Sicht auf die Zukunft der Banken in Europa dar und prognostiziert dabei eine neue Ära. Der Co-Vorsitzende des Vorstands der Deutsche Bank AG und zukünftige Präsident des privaten Bankenverbands BdB spricht über den neuen Ordnungsrahmen durch neue Regulierungen, die dadurch intendierte Stabilisierung der Finanzmärkte, die Konsolidierung, Kostensenkung und Vertrauensrückgewinnung in die Bankbranche.
Keine Rückkehr zum Status quo vor der Krise
Für das makroökonomische Umfeld sieht er zwei dominante Trends. Die Euroschuldenkrise beeinflusst die Bewertung der Banken durch Investoren und hält diese niedrig. Fitschen hält fest: Es gibt keine Rückkehr zum Status quo ante für die Banken in Europa. Auf die Phase höherer Staats- und Privatverschuldung folgt seiner Ansicht nach zwangsläufig eine Phase von geringem Wachstum, die auch zu geringeren Geschäftschancen für Banken führe. Sie müssen daher nach Fitschen ihr Geschäftsmodell grundlegend überprüfen.
Bedeutungsverlust europäischer Banken
Als zweiten Trend nennt Fitschen den Bedeutungsverlust europäischer Banken auf den internationalen Finanzmärkten, einhergehend mit der schrumpfenden Bedeutung Europas in der internationalen Wirtschaft insgesamt. Die europäischen Banken müssen mit den Ertrags-und Profitabilitätsniveaus der Banken aus Schwellenländern mithalten, als auch sich an die neuen Regulierungen anzupassen, was ihnen nach Fitschen schwer fallen wird.
Nachhaltige Veränderung der Geschäftsgrundlage
Nach Fitschen verändert der durch neue Regulierungen geschaffene neue Ordnungsrahmen die Geschäftsgrundlage für Banken grundlegend. Banken müssen mehr Eigenkapital und mehr liquide Mittel vorweisen können, er nennt in diesem Zusammenhang Basel III und auch die veränderte Marktstruktur für Derivatemärkte. Die Annahme, dass Banken zu vernetzt sind, um Scheitern zu können, hält Fitschen für eine Illusion, die dem Prinzip der Marktwirtschaftlichkeit weichen wird. Bei der Implementierung der Neuerungen betont Fitschen die Wichtigkeit der internationalen Abstimmung um Wettbewerbsverzerrung zu verhindern.
Stabilisierung der Finanzmärkte als substanzielle Belastung für Banken
Die Neuerungen erhöhen Widerstandsfähigkeit der Finanzmärkte, was Fitschen begrüßt. Dennoch gibt er zu bedenken, dass viele Änderungen gleichzeitig implementiert werden müssen: „Die neuen Regeln stellen eine substantielle Belastung der Banken dar. Die Kosten der Compliance steigen, die Kosten der Liquiditätshaltung steigen, die Refinanzierungskosten erhöhen sich und die Erträge sinken.“ Hierbei entstehen weitere Kostenblöcke, die einer Kostenreduzierung im Wege stehen.
Er spricht sich weiterhin gegen eine Finanztransaktionssteuer und ein Trennbankensystem aus. Durch die derzeitigen Entwicklungen wie stagnierende Erträge und steigende Kosten erwartet Fitschen eine Konsolidierung der Bankenbranche.
Vertrauensverlust beschädigt die Grundlage des Bankengeschäfts
Eine wichtige Aufgabe für die Banken besteht nach Fitschen in der Rückgewinnung des Vertrauens der Kunden. Fehler der Vergangenheit müssen aufgedeckt werden und proaktiv Anstrengungen unternommen werden, um diese in Zukunft zu vermeiden.
Fitschen nennt dies einen „Kulturwandel von entscheidender Bedeutung“ und zählt Maßnahmen der Deutschen Bank auf, diesen zu erreichen, wie etwa die Anpassung der Geschäftspraktiken und des Verhaltenskodex für Mitarbeiter und eine Prüfung der Produkte nicht nur auf das eigene Risikoprofil, sondern auch auf das System insgesamt. Eine Überarbeitung des Vergütungsmodells nennt er ebenfalls als notwendig. All diese Entwicklungen führt Fitschen in einem Fazit der Bank der Zukunft zusammen.
Den ausführlichen Artikel von Jürgen Fitschen in der Zeitschrift die bank finden Sie hier.