Noch 53 Tage bis zur Audit Challenge 2012

–  Interview-Reihe zum Audit Innovation Award 2012  –

Hervorragende Leistungen mit Innovations-Charakter im Bereich Interne Revision aus den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz verdienen Anerkennung. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Fachkonferenzreihe Audit Challenge zeichnet eine internationale Jury von angesehenen Fachleuten solche Leistungen aus. Damit sollen richtungsweisende methodische Konzepte und Innovationen für die Revisionsbranche gefördert und Fachkräfte wie auch Nachwuchs dazu angeregt werden, mit neuen Ideen über den Tellerrand hinaus zu denken.

Mit fachlicher Expertise und viel Engagement befassen sich die rund 50 Mitglieder der hochkarätigen Jury mit der Auswertung aller Einsendungen für den diesjährigen Audit Innovation Award. Sie bewerten innovative methodische Revisionsvorgehensweisen und Konzepte zur Lösung von aktuellen bzw. zukünftigen Problemstellungen im Bereich Revisions- und Prüfungswesen. Deren akribischer Blick gilt dem Innovationsgrad, der Effektivität und strategischer Relevanz, der Effizienz, dem Nutzen und Auswirkungsgrad sowie der praktischen Implementierungsfähigkeit der jeweiligen Einreichung.

Im Vorfeld der Audit Challenge 2012 Veranstaltung in Frankfurt am Main (23.-27. April) kommen die einzelnen Jurymitglieder zu Wort und äußern sich mit eigenen Impulsen zum Themenkomplex Interne Revision und Innovation. Lesen Sie hier einen Beitrag aus der Experten-Reihe – heute im Dialog mit Ralf Barsch, Inhaber der Advanced Audit Solutions, Leverkusen.

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Ralf Barsch

„Die Audit Challenge hat es geschafft, sich in kurzer Zeit
zu einer Plattform für Querdenker mit praktischem Anspruch
und ‚Re-Visionäre’ mit Interesse an innovativer Revisionsmethodik
zu etablieren.“

 

Als gelernter Bankkaufmann und Diplombetriebswirt/FH ist der 44-jährige Ralf Barsch Certified Internal Auditor (CIA) / Quality Assessor (DIIR) und Inhaber der Firma Advanced Audit Solutions. Er bietet mehr als 25 Jahre Berufs- und Führungserfahrung bei Banken bzw. Sparkassen und Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaften. Außerdem hat er über 10 Jahre Umsetzungs- und Anwendungserfahrung hinsichtlich Mindestanforderungen sowohl an die Interne Revision (MaIR) als auch an das Risikomanagement (MaRisk).

Die Expertise von Barsch bezüglich Interner Revision ist konzentriert auf Steuerung und Performancesteigerung, Zertifizierungen, Interne Kontrollsysteme, Schriftlich Fixierte Ordnung und Prozessmanagement sowie Risiko- und Projekt-Audits mit Top- und Mittelmanagement unterschiedlicher Branchen. Er ist Mitherausgeber der Publikation „Innovatives Revisionsmanagement“ zu den Themen Mehrwertoffensive für das Gesamthaus, Effizienzgewinne sowie Erfüllung bankaufsichtlicher Vorgaben. Außer seinen zahlreichen Fachartikeln zu aktuellen Themenstellungen der Internen Revision ist er Mitautor von dem 2010 erschienenen „Handbuch PrüfbV“, das sich mit Neuerungen aus Sicht externer und interner Prüfer, risikotransparenteren Prüfungsberichten und  Impulsen für die interne Revision befasst.

Sein Unternehmen bietet strategische und operative Revisionsdienstleistungen, und Barsch ist Moderator und Referent bei namhaften Akademien und Fortbildungsinstituten. Seine Expertise mit Schwerpunkt auf strategischen Revisionsthemen erstreckt sich über die Erarbeitung und Weiterentwicklung von Revisionsstrategien (Audit-Strategy), die Implementierung von revisionsspezifischen Kennzahlen zur Steuerung der Internen Revision (Audit-Balanced Scorecard), wertorientierte Ausrichtung der Internen Revision anhand international anerkannter Best Practice Lösungen (Performance-Analysen) sowie performance-orientierte Quality Assessments zur Zertifizierung der Internen Revision gemäß DIIR-Vorgaben.

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  • Zum Thema Audit Innovation Award: Herr Barsch, was bedeutet für Sie der Begriff „Audit Innovation“?

Hinsichtlich des Audit Innovation Awards denke ich an Neuerungen in der Internen Revision mit konkretem Nutzen bezüglich Qualität und/oder Kosten.

  • Herr Barsch, für welche Themen würden Sie nach Antworten beim Audit Innovation Award suchen?

Mich interessieren Themenbereiche, die sich mit der Überführung bekannter Anforderungen (Risiko- und Prozessorientierung) in IT-Lösungen befassen (beispielsweise die Fragestellung zum Process Mining vom vergangenen Jahr). Die Weiterentwicklung z. B. von Continuous Auditing ist ebenfalls eine sehr gute Methode, die wenig verbreitet ist. Außerdem interessiert mich die noch stärkere Verzahnung von Risikomanagement, Compliance und Revision als Ausgangsbasis für risiko-orientiertere Prüfungsplanungen und besseres (abgestimmtes) Reporting und Follow-up sowie IT-Lösungen für Anforderungen nach DIIR-Prüfungsstandard Nr. 4.

  • Zum Thema Audit Challenge: Herr Barsch, was ist Ihr persönlicher Eindruck von der Audit Challenge?

Die Audit Challenge hat es geschafft, sich in kurzer Zeit zu einer Plattform für Querdenker mit praktischem Anspruch und „Re-Visionäre“ mit Interesse an innovativer Revisionsmethodik zu etablieren. Die Veranstaltung an der Frankfurt School ist vor einigen Jahren als Revisionsveranstaltung für die Kreditwirtschaft gestartet, doch mittlerweile ist sie auch in nahezu allen anderen revisionsbetroffenen Branchen „angekommen“ und akzeptiert.

  • Welche Herausforderungen haben Sie für Ihre eigene Revision in diesem Jahr definiert, Herr Barsch?

Unter anderem besteht eines meiner Ziele für dieses Jahr darin, Revisionsleitungen von den vielfältigen Vorteilen zu überzeugen, die die Durchführung eines „performance-orientierten Quality Assessments“ mit sich bringt.

  • Herr Barsch, welche Herausforderungen sehen Sie für die Interne Revision allgemein im Laufe der nächsten 1-3 Jahre?

Eine ganz wichtige Herausforderung wird die qualitative und flächendeckende Prüfung des hausinternen Risikomanagements sein. Ob Industrie- oder Handelskonzern, Mittelstand oder Kreditwirtschaft: Eines hat die letzte Finanzmarktkrise gezeigt: Modellgläubigkeit alleine reicht nicht aus.

  • Welche Herausforderungen sehen Sie langfristig (in den nächsten 3-5 Jahren) für die Interne Revision, Herr Barsch?

Die Erfahrungen, die ich täglich in den verschiedenen Unternehmen mache, zeigen sich darin, dass sich das Verhältnis „Aufgaben“ vs. „Mitarbeiter in der Revision“ zunehmend zu Lasten der Mitarbeiter verschiebt. Dies birgt an sich ein operationelles Entdeckungs- und Prüferrisiko. Hier muss es der Revision mehr denn je gelingen, die richtigen Prioritäten zu setzen, die richtigen Themen zu besetzen und den Blick auf die eigene Personalentwicklung nicht zu versäumen.

  • Herr Barsch, welches Schlagwort oder Thema möchten Sie nennen, was Ihrer persönlichen Meinung nach den Bereich Internal Audit innerhalb der nächsten 12 Monate am intensivsten beschäftigen wird?

„Risikomanagement“ im Umfeld von Basel III (sowohl bei Banken als auch Nicht-Banken) ist das Thema, das als Schlagwort den Bereich Internal Audit innerhalb der nächsten 12 Monate am intensivsten beschäftigen wird.

  • Welche operativen Weiterentwicklungsthemen sehen Sie auf der Prozessebene für die Interne Revision, Herr Barsch?

Wie ich bereits etwas weiter oben dargestellt habe, sehe ich nach wie vor noch hohes Potenzial in der Anwendung des IT-gestützten sogenannten „Process Mining“. Das Einzigartige dieser Methode besteht darin, dass ich (nach hohem Einmalaufwand) nahezu vollautomatisiert   ?   sozusagen per Knopfdruck   ?  einen vollständigen Blick auf den Ablauf (und damit auch die Risiken) meiner Prozesse habe.

Dadurch kann ich im Rahmen meiner Prüfungsfeststellungen den Schwachpunkten gezielt nachgehen, ohne zu viele Ressourcen in der Revision zu binden. Hinzu kommt, dass diese Form der Prozessanalyse ursprünglich gar nicht für die Revision entwickelt wurde und somit auch von Prozessverantwortlichen, Fraud-Beauftragten etc. genutzt werden kann.

  • Herr Barsch, welche weitreichenderen Strategie-Themen sehen Sie für die Interne Revision?

Wie viel Zeit habe ich zur Beantwortung der Frage? Kommen Sie zur diesjährigen Audit Challenge, wo ich die Fortsetzung dieses spannenden Themas vom vergangenen Jahr mit gestandenen Revisionspraktikern moderieren darf. Ich freue mich schon darauf.

Aber Spaß beiseite: Strategien sind nichts anderes als der rote Faden zur Erreichung eines gewünschten Ziels. Auf die Revision bezogen bedeutet das, dass es erstens noch zu viele Revisionen gibt, die über keine eigene ausformulierte und operationalisierte Revisionsstrategie verfügen und zweitens sich zu wenig als Sparringspartner für das Top-Management empfehlen, auch inhaltlich „Denkpartner“ in strategischen Fragestellungen zu sein. Hiermit ist nicht die Formulierung der Strategie durch die Revision gemeint, sondern die hierin enthaltene Chance (sowohl für das Top-Management als auch die Revision), Auswirkungen von strategischen Fragestellungen auf Chance und Risiko zu validieren ohne mitzuentscheiden. Ich kenne eine ganze Reihe von Revisoren, die das beherrschen.

Dargestellt im Allgemeinen Teil (AT) 4.2 „Allgemeine Anforderungen an das Risikomanagement“ des Rundschreibens 15/2009 der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sind die aktuell in den MaRisk verankerten Anforderungen an die Ausformulierung und Umsetzung von Strategien. Hiernach reicht es nicht mehr aus, nur einen Blick auf die Risikoseite zu werfen. Es müssen die „Erfolgsquellen“ genauso identifiziert und dadurch „Ertragskonzentrationen“ verringert bzw. ausgeschlossen werden. Dies ist meines Erachtens ein ganz wichtiges „strategisches Prüfungsfeld“ für die Interne Revision.

Im Dezember 2010 wies die BaFin im Anschreiben zur Veröffentlichung ihrer MaRisk-Neufassung darauf hin, dass sie eine mit hohem Aufwand verbundene risikoadjustierte Renditesteuerung „zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht zwingend von allen Instituten einfordern werde“. Wenn wir an dieser Stelle von „weitreichenden Strategie-Themen“ sprechen, sollten wir diesen Punkt nicht auslassen.

  • Welche Herausforderungen müssen generell für die Branche bewältigt oder gelöst werden, Herr Barsch?

Das Vertrauen in die Kreditwirtschaft muss zurückgewonnen werden! „Credere“ (Latein: „Vertrauen“) ist im Nachlauf zur Finanzkrise 2007/2008 viel zu leichtfertig verzockt bzw. „verspielt“ worden, ohne dass die Kunden deutliche Anzeichen wahrnehmen, dass die „Banker“ alles tun, um durch ehrliche und sichere Arbeit zu überzeugen. Aktuell können Sie an den Geld- und Kapitalmärkten beobachten, dass sich die Institute gegenseitig misstrauen. Hierdurch werden falsche Zeichen gesetzt.

Die Revision ist nicht der „Allheilbringende“, definitiv nicht. Die Chance für die Revisionsleitungen, das Top-Management in seinem Wirken hin zu einer guten „Corporate Governance“ zu unterstützen, sehe ich sehr wohl. Gute nachhaltige Unternehmensführung, und nicht Wachstum um jeden Preis, gewinnt Vertrauen zurück.

Mehr zum Thema Audit Challenge 2012 erhalten Sie hier:

Die Homepage der diesjährigen Audit Challenge finden Interessenten hier.

Detaillierte Informationen zum Audit Innovation Award sind hier erhältlich.