Bei den Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland haben vor allem die „Big Four“ einen hohen Bekanntheitsgrad. Eine kontinuierliche, umfassende Erhebung über die weiteren führenden Gesellschaften in Deutschland dagegen lag bis nach der Jahrtausendwende nicht vor. Seit 2006 zeigen die Lünendonk-Listen und -Studien, welche Player am deutschen Markt agieren, und welche Strategien, welche Umsätze und welche Trends zu beobachten sind.
Die Lünendonk®-Studie 2012 „Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland“ wurde gestern im Rahmen eines Pressegesprächs in Frankfurt am Main vorgestellt. In dem alljährlichen Ranking sind die größten internationalen und deutschen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften mit ihrem in oder von Deutschland aus getätigten Umsatz sowie den aktuellen Mitarbeiterzahlen aufgelistet.
Die zwei bestimmenden Aufnahmekriterien:
- Das Unternehmen erwirtschaftet mehr als 60 % des Umsatzes mit Wirtschaftsprüfungs-, Steuerberatungs- und Rechtsberatungstätigkeiten.
- Das Unternehmen ist eine selbstständig organisierte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (keine Netzwerkgesellschaft).
Neben Wirtschaftsprüfung offerieren die Gesellschaften auch Steuerberatung, Finanzberatung (Financial Advisory, Transaktionsberatung, Due Diligence, etc.) und weitere Dienstleistungen. Die Differenzierung der angebotenen Services wird durch die Standardisierung und Reife im Dienstleistungsmarkt zunehmend schwieriger.
Seit 2006 analysiert die Lünendonk GmbH kontinuierlich den deutschen Markt der Wirtschaftsprüfungsgesellschaften. Diese Erweiterung des Portfolios stellt eine sinnvolle Ergänzung zur Lünendonk-Studie „Führende Managementberatungs-Unternehmen in Deutschland“ dar – zumal derzeit der Trend erkennbar ist, dass Wirtschaftsprüfungsgesellschaften erneut Beratungskapazitäten aufbauen.
Aus dem Kreis dieser Wirtschaftsprüfungsgesellschaften ermittelt Lünendonk die 25 umsatzstärksten Gesellschaften, die jeweils mindestens 60 Prozent ihres Umsatzes mit klassischer Wirtschaftsprüfung erwirtschaften, und legt eine umfassende Studie mit dem Titel “Führende Wirtschaftsprüfungsgesellschaften in Deutschland” zu diesem Markt vor.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie im Überblick:
- Im Geschäftsjahr 2011 wuchsen alle befragten Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften durchschnittlich um 6,6 Prozent. Im Jahr 2010 lag das durchschnittliche Wachstum noch bei 2,2 Prozent.
- Die Top 25 wuchsen um 6,5 Prozent und auch die Big Four (PwC AG, KPMG AG, Ernst & Young GmbH, Deloitte GmbH) steigerten ihren Umsatz um 5,2 Prozent. Damit konnten beide Gruppen ihre durchschnittliche Wachstumsrate im Vergleich zu 2010 erstmals wieder steigern – insbesondere die Big Four (2010: Top 25: 1,4 % und Big Four: -7,7 %).
- Für das laufende Geschäftsjahr 2012 prognostizieren die Top 25 ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent.
- Mittelgroße WP-Gesellschaften wollen sich als Alternative zu den Big Four etablieren. Um die kritische Masse zu erreichen (je nach Kundengruppe zwischen 75 und 100 Mio. Euro), bauen sie das Beratungsgeschäft aus, gehen Kooperationen ein oder kaufen zu.
- Übernahmen und Fusionen (BDO mit AWT Horwath, RölfsPartner mit RP Richter & Partner sowie RöverBrönner mit Susat &Partner) prägen die Marktentwicklung.
Nach einem durchwachsenen Jahr 2010 zeigt sich die deutsche Wirtschaftsprüfungsbranche (WP) erholt. Der Umsatzanstieg der 25 führenden WP-Gesellschaften betrug im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011 im Durchschnitt 6,5 Prozent. Im Jahr 2010 lag das Wachstum nur bei 1,4 Prozent (2009: 5,4 %). Im aktuellen Geschäftsjahr 2012 wollen die Top 25 um 5,7 Prozent wachsen. Das zeigt die aktuelle Lünendonk®-Liste und -Studie 2012 „Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland“ der Lünendonk GmbH, Kaufbeuren, in die 95 Unternehmen einbezogen wurden.
„Die WP-Branche profitierte in 2011 von einer erhöhten Nachfrage“, so Jörg Hossenfelder, Geschäftsführender Gesellschafter von Lünendonk und Co-Autor der Studie. „Die Mandanten kauften vor allem mehr Steuerberatungs-, Rechtsberatungs- und Managementberatungs-Leistungen ein. Aber auch Übernahmen und Fusionen beeinflussten das Wachstum der großen WP-Gesellschaften.“
Die vier internationalen Marktteilnehmer, welche die Big Four bilden, steigerten im zurückliegenden Geschäftsjahr 2011 ihre Umsätze ebenfalls deutlich um durchschnittlich 5,2 Prozent. In 2009 und 2010 hatten sie noch Umsatzeinbußen hinnehmen müssen (2010: -7,7 % bzw. 2009: -3,9 %).
Die Lünendonk®-Liste 2012
Die jährlich erscheinende Lünendonk®-Liste ist ein Ranking der 25 nach Inlandsumsatz führenden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland. Wegen des heterogenen Anbieterfeldes unterliegt die Liste seit dem Jahr der Erstveröffentlichung 2006 folgenden Aufnahmekriterien: Mehr als 60 Prozent des Umsatzes resultieren aus Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Corporate Finance und/oder Rechtsberatung. Davon müssen mindestens 15 Prozent auf Wirtschaftsprüfung entfallen (Abschlussprüfung, ohne wirtschaftsprüfungsnahe Beratung). Zudem finden nur selbstständig organisierte WP-Gesellschaften Berücksichtigung.
Die Lünendonk®-Liste 2012 wird dominiert von den Big-Four-Unternehmen: PwC liegt mit mehr als 1,4 Milliarden Euro auf Position eins (+8,4 % im Vergleich zu 2010). KPMG mit 1,2 Milliarden Euro (+1,2 %) sowie Ernst & Young mit fast 1,1 Milliarden Euro (+3,1 %) folgen auf den Plätzen zwei bzw. drei. Deloitte rangiert mit 624,4 Millionen Euro (+8,1 %) auf Position vier und kann den Abstand zu den oben genannten WP-Gesellschaften etwas verkürzen.
Den Big Four folgen vier Unternehmen mit Umsätzen zwischen 100 Millionen und 200 Millionen Euro. Die fünftgrößte deutsche Wirtschaftsprüfungsgesellschaft ist weiterhin BDO. Die Deutschlandumsätze des Hamburger Unternehmens stiegen in 2011 auf 189,2 Millionen Euro (+5,1 %). In diesen Zahlen ist die Übernahme von AWT Horwath enthalten.
Rödl & Partner legte ebenfalls zu und erzielte im Jahr 2011 einen Umsatz von 142,2 Millionen Euro (+4,9 %). Zusammen mit den Auslandsaktivitäten kommt das Nürnberger Beratungs- und Prüfungsunternehmen auf einen Gesamtumsatz von 246,4 Millionen Euro.
ESMB und WKGT mit starkem Wachstum
Ebner Stolz Mönning Bachem (ESMB) wuchs 2011 deutlich. Mit einem Umsatzanstieg von 14,8 Prozent liegt das Stuttgarter Unternehmen mit 121,7 Millionen Euro nun auf Position sieben. Ecovis meldete einen Inlandsumsatz in Höhe von 109,0 Millionen Euro und fällt auf Platz acht zurück. RölfsPartner legte ebenso zu (90,4 Mio. Euro, +7,4 %) wie Warth & Klein Grant Thornton (WKGT) mit 75,8 Mio. Euro. (+46,9 %). Neben organischem Wachstum zeichnen auch Übernahmen und Fusionen für deren Umsatzentwicklung verantwortlich: Während RölfsPartner in 2011 die Zahlen von RP Richter & Partner konsolidierte, schlagen bei WKGT zwei neue Standorte sowie die Beteiligung an der Treuhand Oldenburg zu Buche. „Trotz des geringen Anteils von 10 Prozent hat die Beteiligung von WKGT einen beherrschenden Charakter“, so Hossenfelder.
Ebenfalls auf Platz zehn liegt RBS RoeverBroennerSusat mit einem Inlandsumsatz von 75,8 Millionen Euro. Die WP-Gesellschaft entstand aus der Fusion von RöverBrönner aus Berlin mit Susat & Partner aus Hamburg. Mit etwas Abstand folgt die Berliner WP-Gesellschaft PKF Fasselt Schlage mit 58,1 Millionen Euro Umsatz (+3,2 %). Mazars verzeichnete im Jahr 2011 einen konstanten Umsatz und liegt mit 43 Millionen Euro auf Position 13. Das Frankfurter Unternehmen ist eine der wenigen WP-Gesellschaften innerhalb der Lünendonk®-Liste mit einem eigenen internationalen Netzwerk aus abhängigen Mitgliedsgesellschaften.
Während die Bonner WP-Gesellschaft DHPG in 2011 mit 33,5 Millionen Euro (+7 %) über der 30-Millionen-Schwelle liegt, rangieren die Listen-Unternehmen ab Position 15 zwischen 20 Millionen und 30 Millionen Euro. Dr. Dornbach & Partner (28,6 Mio. Euro), Solidaris und Bansbach Schübel Brösztl & Partner (je 26,7 Mio. Euro), Fides (26,1 Mio. Euro), MDS Möhrle & Partner (25,7 Mio. Euro) sowie TPW Todt & Partner (25,0 Mio. Euro) komplettieren die Top 20.
Nicht mehr in der Lünendonk®-Liste der führenden Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften vertreten sind AWT Horwath (jetzt BDO) und RP Richter & Partner (jetzt RölfsPartner). Neu hinzugekommen sind WIRA aus München (23,2 Mio. Euro) sowie die RWT aus Reutlingen (21,2 Mio. Euro).
Aufwärtstrend: Markterholung setzt sich fort
Die führenden 25 WP-Gesellschaften haben in 2011 als Gruppe einen Umsatz in Deutschland in Höhe von 5,6 Milliarden Euro erzielt (2010: 5,2 Mrd. Euro; 2009: 5,5 Mrd. Euro). Die 4,36 Milliarden Euro der Big Four machen hiervon 78,3 Prozent aus (2010: 4,15 Mrd. Euro / 80,0 % bzw. 2009: 4,44 Mrd. Euro / 80,7 %). Das gesamte Marktvolumen wird auf etwa 11 Milliarden Euro in Deutschland geschätzt. Die Top-25-Unternehmen beschäftigten im zurückliegenden Geschäftsjahr in Summe 40.286 Mitarbeiter.
Für das laufende Geschäftsjahr 2012 prognostizieren die Top 25 ein durchschnittliches Wachstum von 5,7 Prozent. Als Umsatztreiber sollen internationale Steuer- und Compliance-Projekte sowie Rechts- und Managementberatung dienen. Hossenfelder ergänzt: „Das Gros der WP-Gesellschaften erwartet zudem steigende Umsätze mit Merger & Acquisition-Projekten (M&A).“
Studienbezug
Die detaillierte Lünendonk®-Studie 2012 „Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs-Gesellschaften in Deutschland“ auf Basis der Befragung über Strukturen, Strategien, Planungen und Restriktionen der 25 führenden sowie weiteren 70 mittelgroßen und kleineren WP-Unternehmen sowie Netzwerke wird im August 2012 zum Preis von 1.950,- Euro (ca. 380 Seiten, PDF-Datei, zzgl. MwSt., inklusive Versand) bei Lünendonk vorliegen.
Nähere Einzelheiten zur Lünendonk®-Studie 2012 erhalten Sie hier:
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Zugang zum Download der Zusammenfassung sowie einer Vorschau auf die komplette Studie „Führende Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften in Deutschland“
als PDF-Datei befindet sich unter diesem Link.
Lünendonk GmbH – Gesellschaft für Information und Kommunikation
Website: www.luenendonk.de
Kontakt: Jörg Hossenfelder – hossenfelder@luenendonk.de