IASPlus, die deutschsprachige Nachrichtenseite zur internationalen Rechnungslegung, verweist auf eine Rede von Hans Hoogervorst, dem Vorsitzenden des International Accounting Standards Board (IASB), die er heute vor der internationalen Gesellschaft für Ausbildung und Forschung im Bereich Rechnungslegung (International Association for Accounting Education and Research = IAAER) in Amsterdam hielt. In seiner Rede mit dem Titel „Die ungenaue Welt der Rechnungslegung“ verteidigte er die Rechnungslegung gegen ungerechtfertigte Erwartungen und zeigte gleichzeitig, was die Rechnungslegung beisteuern kann und wo der Fokus der künftigen Arbeit des IASB liegen wird.
Hier ist eine redigierte Fassung der IASPlus-Meldung bezüglich des heutigen Vortrags von Hoogervorst:
Der IASB-Vorsitzende begann seine Rede mit der Erklärung, dass Rechnungslegung nicht als exakte Wissenschaft angesehen werden dürfe. Die Tatsache, dass Rechnungslegung oft als schlichte Erbsenzählerei angesehen werde, und die Erwartung, dass sie (wie Sir David Tweedie, der Vorgänger von Hoogervorst, einst sagte) „den Kapitalismus ehrlich halten“ und durch Transparenz Krisen wie die Finanzmarktkrise verhindern könne, hätten die Rechnungslegung einem ungeheuren Druck ausgesetzt.
Wie Hoogervorst in seiner Rede verdeutlichte, ist die Rechnungslegung voller Beurteilungen und Entscheidungen. Als Beispiele zitierte er verschiedene Bewertungsmethoden, Geschäftsmodelle und die Erfassung immaterieller Vermögenswerte. In einiger Ausführlichkeit ging er auf das Problem des Sonstigen Gesamtergebnisses ein („Es gibt die ungefähre Vorstellung, dass das Sonstige Gesamtergebnis dazu dient, unrealisierte Gewinne und Verluste zu erfassen, aber eine klare Definition seines Zwecks und seiner Bedeutung fehlen.“) und gab zu, dass sich der IASB diesem Thema widmen müsse, da es im Sonstigen Gesamtergebnis viele wichtige Informationen dazu gebe, welche Gewinne und Verluste in der Bilanz verborgen wären. Er versprach eine gründliche Überprüfung des Sonstigen Gesamtergebnisses und des Reingewinns im Rahmen des demnächst wieder aufgenommenen Projekts zum Rahmenkonzept.
Nachdem er die Gründe genannt hatte, warum die Rechnungslegung keine exakte Wissenschaft sei, wendete Hoogervorst sich der Frage zu, was die Rechnungslegung leisten könne. Er betonte, dass die IFRS als globale Standards bereits eine Menge zur Transparenz und internationalen Vergleichbarkeit beigetragen hätten. Er illustrierte diesen Punkt, indem er die Bilanzierung im Privatsektor mit der „Anarchie“ der Bilanzierung im öffentlichen Sektor verglich. Hoogervorst ließ keinen Zweifel, dass es immer Raum geben würde, um die Standards zu verbessern. Er betonte aber auch, dass diese Verbesserungen vernünftigen Maßgaben folgen sollten, die berücksichtigen, was Rechnungslegung erreichen und nicht erreichen kann. Seiner Meinung nach sollten jegliche Versuche, die Rechnungslegungsstandards zu verbessern, unter drei Aspekten vorgenommen werden:
– Prinzipien,
– Pragmatismus,
– Beharrlichkeit.
Prinzipien vermeiden Regeln, die eine Pseudoexaktheit vorspiegeln; Pragmatismus erkennt an, dass es nicht immer eine präzise Antwort auf jede Frage gibt; und Beharrlichkeit bedeutet, dass der IASB nicht gegenüber dem Druck einknickt, der ihm beständig in Form von Einzelinteressen entgegengebracht wird.
Weitere Informationen zur Rede des IASB-Vorsitzenden erhalten Interessenten hier:
Die IASPlus-Meldung bezüglich der Rede von Hans Hoogervorst ist hier zu finden.
IASPlus
Website: www.iasplus.com
Deloitte & Touche GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft
Website: www.deloitte.de
Zugang zum vollständigen Redetext „The imprecise world of accounting“ des IASB-Vorsitzenden erhalten Interessenten (als PDF-Datei in englischer Sprache) über diesen Link.
IFRS Foundation – International Federation of Risk and Insurance Management Associations
IASB – International Accounting Standards Board
Website: www.ifrs.org