Mit dem „Top-Thema des Monats“ befasst sich eine Meldung der Fachpublikation „KoR“ – Zeitschrift für internationale und kapitalmarktorientierte Rechnungslegung (Heft 06 / Juni 2012) mit der Thematik „Kosten infolge der Komplexität der Rechnungslegung als Motivation für den Rückzug vom Kapitalmarkt“.
Spätestens seitdem die Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) in ihrem Tätigkeitsbericht für das Jahr 2011 deutlich als Ursache für Fehler in der Rechnungslegung die mit der Anwendung der International Financial Reporting Standards (IFRS) verbundene Komplexität adressierte, ist dieses Thema verstärkt in den Fokus geraten. Im Extremfall könnte diese Komplexität sogar dazu führen, dass sich Unternehmen aus dem regulierten Kapitalmarkt zurückziehen, weil die mit den dort bestehenden Publizitätsanforderungen verbundenen Aufwendungen den Nutzen aus der Inanspruchnahme übersteigen. Bisher ist diese Vermutung in der Literatur nicht explizit untersucht worden. Deshalb lassen die Ergebnisse der Studie von Dr. Thorsten Knauer, Dr. Arnt Wöhrmann und Christian Maiworm erste Rückschlüsse zu, in welchem Maße die IFRS ein Hemmnis für die Inanspruchnahme des regulierten Kapitalmarkts darstellen.
Knauer (Akademischer Rat) und Wöhrmann (Akademischer Rat) sind am Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Controlling an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster beschäftigt. Maiworm (Master of Schience) war am selben Lehrstuhl im Rahmen eines Forschungsprojekts tätig. Die Ergebnisse der gemeinsamen Studie stellt das Autorenteam in einem Beitrag ab Seite 284 in der aktuellen „KoR“-Ausgabe vor.
Die folgende Einleitung bietet einen Einblick in die Thematik der vorgestellten Studie:
Der Rückzug vom deutschen Kapitalmarkt ist vor allem in der letzten Dekade in den Fokus von Theorie und Praxis gerückt. Konkret ist die Anzahl kapitalmarktorientierter Unternehmen allein zwischen Dezember 2007 und Juli 2010 von 1.075 Unternehmen auf 915 Unternehmen gesunken. Gleichzeitig haben seit Anfang 2005 die International Financial Reporting Standards (IFRS) für deutsche kapitalmarktorientierte Unternehmen fundamental an Bedeutung gewonnen. So müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen ihre konsolidierten Abschlüsse spätestens für ab dem 01.01.2005 beginnende Geschäftsjahre nach IFRS aufstellen. Wie die Tätigkeitsberichte der Deutschen Prüfstelle für Rechnungslegung (DPR) zeigen, ist die Anwendung der IFRS jedoch mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden. Beispielsweise betrug im Jahr 2010 die Quote der Fälle mit fehlerhafter Rechnungslegung 26%. Als Begründung für diese hohe Fehlerdichte führt die DPR den Umfang und die Komplexität der internationalen Rechnungslegung nach IFRS an.
Vor diesem Hintergrund widmet sich die vorliegende Studie der Fragestellung, inwiefern die Komplexität der Rechnungslegung ein Motiv für den Kapitalmarktrückzug ist. Allgemein wird die Überlegung, ob ein Unternehmen den regulierten Kapitalmarkt in Anspruch nimmt, durch Kosten-Nutzen-Abwägungen determiniert. So sind mit einer Inanspruchnahme des Kapitalmarkts z.B. Publizitätskosten für die Erstellung und Produktion regelmäßig zu veröffentlichender Unternehmensberichte verbunden (z.B. Geschäfts- und Quartalsberichte). Der Nutzen zeigt sich besonders in den Möglichkeiten der Finanzierung und Kapitalbeschaffung sowie der Steigerung des Bekanntheitsgrads eines Unternehmens.
Die für kapitalmarktorientierte Konzerne verpflichtende IFRS-Bilanzierung könnte steigende Kosten für die Inanspruchnahme des Kapitalmarkts bewirken und in der Folge zu einer Neuabwägung der unternehmensspezifischen Kosten-Nutzen-Situation führen, deren Ergebnis der Rückzug vom regulierten Kapitalmarkt ist. Die Gründe liegen in der Regelungsvielfalt und Änderungsdynamik der internationalen Rechnungslegung, was zum einen mehr und/oder besser qualifiziertes Personal notwendig macht. Zum anderen bedingt vor allem die ermessensbehaftete Fair Value-Bilanzierung die periodische und somit Ressourcen beanspruchende Bewertung von Vermögenswerten. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass fehlerhafte IFRS-Abschlüsse durch den Kapitalmarkt abgestraft werden, sodass mit der Nutzung des regulierten Kapitalmarkts auch indirekte Kosten verbunden sind.
Der Beitrag nähert sich der Forschungsfrage wie folgt: Abschn. II. skizziert zunächst knapp die Komplexität der internationalen Rechnungslegung. Anschließend wird in Abschn. III. der Stand der Forschung zum Rückzug vom Kapitalmarkt zusammengefasst. Abschn. IV. beinhaltet Methodologie und Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Der Beitrag schließt mit einer Zusammenfassung.
Mehr zum Thema Rückzug vom Kapitalmarkt
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Ein Link zum Beitrag in der aktuellen Ausgabe der Fachpublikation „KoR“ – Zeitschrift für internationale und kapitalmarktorientierte Rechnungslegung (Heft 06 / Juni 2012)
ist hier zu finden.
„KoR“ – Zeitschrift für internationale und kapitalmarktorientierte Rechnungslegung
Website: www.kor-ifrs.de