12-monatige umfassende Bewertung von 24 deutschen Bankengruppen
Frankfurt, 26. Oktober 2013. Der Einheitliche Aufsichtsmechanismus („Single Supervisory Mechanism“ – SSM) beginnt zwar erst im Herbst 2014 – die Vorbereitung nimmt mit der im November 2013 startenden umfassenden Bankenprüfung nun aber deutlich Fahrt auf: 124 Bankengruppen der Eurozone werden dem sogenannten „Comprehensive Assessment“ unterzogen und 12 Monate lang intensiv geprüft. Unter den (nach Größenkriterien) ausgewählten 24 deutschen Bankengruppen befindet sich mit der HASPA lediglich eine Sparkasse.
Die Ziele der Prüfung sind insbesondere die Herstellung von Transparenz über den gegenwärtigen Zustand der Institute im Euroraum sowie eine Erhöhung der Konsistenz der Aufsichtspraktiken in den Mitgliedstaaten. Einige der im Laufe des Prüfungsprozesses entwickelten Testverfahren sollen in die fortlaufende Bankenprüfung ab November 2014 übernommen werden. Insofern dient das Comprehensive Assessment der Entwicklung eines Methodenportfolios für die kommende supranationale Aufsicht und soll dabei über die bloße Erhebung von Best-Practices hinausgehen.
Die Bankenprüfung setzt sich aus den drei Säulen Risikobewertung (1), Aktiva-Prüfung (2) und Stresstests (3) zusammen:
(1) Die aufsichtliche Risikobewertung (Supervisory Risk Assessment) bestimmt das individuelle Risikoprofil, die Fragilität und die relative Bedeutung der Banken auf Basis qualitativer und quantitativer Analysen. Im Fokus stehen dabei insbesondere der Verschuldungsgrad und das Liquiditätsrisiko. Das noch zu entwickelnde Bewertungssystem soll später schrittweise die bisherigen nationalen Lösungen ersetzen.
(2) Die Prüfung der Aktiva-Qualität (Asset Quality Review) unterzieht Banken- und Handelsbücher betroffener Institute einer risikoorientierten Prüfung und schließt dabei auch außerbilanzielle Posten mit ein. Im besonderen Fokus stehen Rückstellungen für Kreditrisiken sowie Bewertungen von Sicherheiten, komplexen Finanzprodukten und weiteren Risikoaktiva (insbesondere Level 3 Assets). Das Asset Review wird unter konservativer Auslegung gegenwärtiger internationaler Rechnungslegungsstandards vorgenommen und legt die kommenden Kernkapitalquoten nach CRD IV zugrunde.
(3) Der abschließende Stresstest basiert maßgeblich auf den Ergebnissen der Aktiva-Prüfung und testet die Resilienz einbezogener Banken gegenüber möglichen zukünftigen Schocks. Die Konzeption und Durchführung der Stresstest wird gemeinschaftlich von EZB und EBA vorgenommen.
Das Comprehensive Assessment ist ein Kooperationsprojekt mit vielen Partnern: Einerseits leitet die Bankenprüfung die künftige enge Zusammenarbeit zwischen nationalen Aufsichtsbehörden und der EZB ein. Andererseits werden private Dienstleister die Prüfung umfassend unterstützen. Während sich die EZB bereits frühzeitig auf das Beratungshaus Oliver Wyman festlegte und mit dessen Unterstützung insbesondere die Prüfungsmethodik entwickeln möchte, sind die nationalen Aufsichtsbehörden dazu angehalten, selbstständig private Partner insbesondere für die umfangreichen Vor-Ort-Prüfungen auszuwählen.
Die Zusammenarbeit zwischen EZB und den nationalen Behörden umfasst neben Entwicklung, Durchführung und Überwachung des Prüfungsprozesses auch das anschließende Follow-Up: Ein wichtiges Ziel des Projekts ist somit auch, systemische und institutsspezifische Schwachstellen aufzudecken und die notwendige Korrekturen vorzunehmen. So soll das europäische Bankensystem nachhaltig gestärkt und das Vertrauen der Anleger zurückgewonnen werden. Ausführliche Ergebnisse werden veröffentlicht, bevor die EZB im November 2014 ihre Aufsichtsfunktion übernimmt.
Hintergrundinformationen zum einheitlichen Aufsichtsmechanismus finden Sie hier.
Ausführliche Informationen zum Prüfungsprozess und die Liste einbezogener Banken finden Sie hier.