Noch 3 Tage bis zur Audit Challenge 2012

–  Interview-Reihe zum Audit Innovation Award 2012  –

Hervorragende Leistungen mit Innovations-Charakter im Bereich Interne Revision aus den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz verdienen Anerkennung. Im Rahmen der jährlich stattfindenden Fachkonferenzreihe Audit Challenge zeichnet eine internationale Jury von angesehenen Fachleuten solche Leistungen aus. Damit sollen richtungsweisende methodische Konzepte für die Revisionsbranche gefördert und Fachkräfte wie auch Nachwuchs dazu angeregt werden, über den Tellerrand mit neuen Ideen zu denken.

Mit fachlicher Expertise und viel Engagement befassen sich die rund 50 Mitglieder der hochkarätigen Jury mit der Auswertung aller Einsendungen für den diesjährigen Preis. Sie bewerten innovative methodische Revisionsvorgehensweisen und Konzepte zur Lösung von aktuellen bzw. zukünftigen Problemstellungen im Bereich Revisions- und Prüfungswesen. Deren akribischer Blick gilt dem Innovationsgrad, der Effektivität und strategischer Relevanz, der Effizienz, dem Nutzen und Auswirkungsgrad sowie der praktischen Implementierungsfähigkeit der jeweiligen Einreichung.

Im Vorfeld der Audit Challenge 2012 Veranstaltung in Frankfurt am Main (23.-27. April) kommen die einzelnen Jurymitglieder zu Wort und äußern sich mit eigenen Impulsen zum Themenkomplex Interne Revision und Innovation. Lesen Sie hier einen Beitrag aus der Experten-Reihe – heute im Dialog mit Otto Geiß, Leiter Revision bei der Fraport AG.

 ______________________________________________________________________________________

Otto Geiß

„Ich persönlich meine, dass wir eine noch stärkere Diskussion haben werden in Bezug auf den berufsständischen Status der Internen Revision, wenn durch die Entwicklung des BilMoGs und die Umsetzung des IKS ein entsprechender Fortschritt greift.“ 

 

Nach seinem Studium der Betriebswirtschaft an der Berufsakademie in Mannheim arbeitete Otto Geiß im Bereich der Revision in verschiedenen Unternehmen der Industrie und des Handels, zunächst im Bereich Zentrale Revision bei der Peek & Cloppenburg KG in Düsseldorf. Von 1993 bis 1996 war er verantwortlich für den Aufbau der Revision der FRIATEC AG in Mannheim, sowie deren europäischen Tochtergesellschaften. Danach arbeitete Geiß bis Mitte 1999 als Leiter der Stabsabteilung Revision der MVV Gruppe in Mannheim (MVV Energie AG und MVV Verkehr AG).

Seit Juli 1999 ist er Prokurist und Leiter der Zentralabteilung Revision der Fraport AG in Frankfurt am Main und verantwortlich für das Wertemanagementsystem des Unternehmens. Neben der klassischen Revision ist er ebenfalls verantwortlich für die Aktivitäten zur Antikorruption innerhalb des Fraport Konzerns  ?  einschließlich der in- und ausländischen Tochtergesellschaften.

Seit einigen Jahren ist Geiß aktives Mitglied beim Deutschen Institut für Interne Revision (DIIR) im Arbeitskreis Finanz- und Rechnungswesen Industrie und im Arbeitskreis Wirtschaftskriminalität sowie Mitglied im Anwenderrat für Wertemanagement beim Zentrum für Wirtschaftsethik. Er ist Autor diverser Veröffentlichungen im Themenfeld Wertemanagement/wertebasierte Compliance und im Bereich Internen Revision.

Gegenwärtig ist Geiß Projektleiter für die Neugestaltung des zentralen Infrastrukturmanagements der Fraport AG (Prozesse und Methoden, Aufbauorganisation etc.) als zentralen Baustein für die effiziente Ausgestaltung weiterer Infrastrukturprojekte im Rahmen der Ausbauaktivitäten des Frankfurter Flughafens.

 ______________________________________________________________________________________

  • Zum Thema Audit Innovation Award: Herr Geiß, was bedeutet für Sie der Begriff „Audit Innovation“?

Da geht es mir im Wesentlichen um das Thema Weiterentwicklung neuer Methoden im Sinne einer Bearbeitung revisionsrelevanter Themen, aber auch die Beschäftigung mit neuen Aufgabenfeldern.

  • Für welche Themen würden Sie nach Antworten beim Audit Innovation Award suchen, Herr Geiß?

Mich interessiert natürlich das Thema Prüfung, speziell die Verbesserung des Assessments oder die noch stärkere Professionalisierung im Sinne einer Analyse von Prozessen, insbesondere mit Blick auf das Thema interne Kontrollsysteme (IKS). Das ist für mich der Hauptschwerpunkt.

  • Zum Thema Audit Challenge: Herr Geiß, was ist Ihr persönlicher Eindruck von der Audit Challenge?

Von dem, was ich bisher auf der Audit Challenge erlebt habe, kann ich sagen, der Eindruck ist immer ein sehr positiver. Die Veranstaltung bietet einen Blick über den eigenen Tellerrand hinaus. Ich finde es auch spannend und herausfordernd, diesen Blick mit einer gewissen Art von wissenschaftlichen Fragestellungen zu verknüpfen. Das Erlebnis ist eine sich lohnende Herausforderung auch für den Einzelnen.

  • Welche Herausforderungen haben Sie für Ihre eigene Revision in diesem Jahr definiert, Herr Geiß?

Wir sind „immer noch“ mit der Umsetzung des Bilanzrechtsmodernisierungsgesetzes (BilMoG) beschäftigt. Letztes Jahr haben wir uns extern nach dem DIIR-Standard Nr. 3 „Qualitätsmanagement“  prüfen lassen. Das Resultat liefert eine Abbildung der BilMog-Anforderung im Sinne eines internen Revisionssystems.

Es geht natürlich um die Frage: Wie prüfe ich nun im Rahmen der BilMog-Anforderungen adäquat und sachgerecht das interne Kontrollsystem? Das ist ein Thema, was mich in diesem Jahr besonders beschäftigt.

Das zweite Thema ist die Fragestellung der Abgrenzung zu Aktivitäten im Bereich Compliance. Ich bin auch für das Thema Anti-Korruption und Wertemanagement zuständig. Wir haben hier einen Weg gewählt, bei dem wir versuchen, diese drei Teilsysteme – Risikomanagementsystem, Internes Kontrollsystem und Compliance-Managementsystem unter ein Dach zu führen und das auch gemeinsam in einem IT-Tool abzubilden. Außerdem werden wir zum ersten Mal in Deutschland, soweit es mir bekannt ist, das SAP-Tool GRC (hinsichtlich Governance, Risk und Compliance) aktiv schalten  ?  und da bestehen einige Herausforderungen. 

  • Herr Geiß, welche Herausforderungen sehen Sie für die Interne Revision allgemein im Laufe der nächsten 1-3 Jahre?

Die Herausforderung hier liegt in dem Thema, das sich natürlich weiterhin durch die nächsten Jahre hindurch zieht – das Thema einer Abgrenzung zur Compliance. Ich persönlich meine, dass wir eine noch stärkere Diskussion haben werden in Bezug auf den berufsständischen Status der Internen Revision, wenn durch die Entwicklung des BilMoGs und die Umsetzung des IKS ein entsprechender Fortschritt greift.

Wenn einer in einem DAX-Unternehmen gegenüber dem Aufsichtsrat etwas über die Interne Revision erklärt – und keiner stellt Fragen – welche Qualifikation besitzt derjenige eigentlich?

Ich glaube, dadurch wird die Branche irgendwann dieser Herausforderung gegenüber stehen, sich damit auseinander zu setzen. Das verbinde ich mit dem Thema berufsständische Entwicklung. Es wäre angebracht und sinnvoll, zumindest für bestimmte Firmengruppen oder Unternehmen, dass man auch einen entsprechenden Befähigungsnachweis hat, bevor man ein solches Amt übernimmt. Das würde auch entscheidend zur Professionalisierung beitragen.

Der Interne Revisor soll auf der einen Seite das Unternehmen aber gleichzeitig auch die Wirksamkeit dieses internen Kontrollsystems prüfen. Dann würde ich doch als allererstes nach der Qualifikation fragen. Das ist eine Diskussion, die irgendwann auch nochmal stärker aufkommen wird.

  • Herr Geiß, welche Herausforderungen sehen Sie langfristig, in den nächsten 3-5 Jahren, für die Interne Revision?

Ich denke, dass wir zum Thema Professionalisierung noch stärker in eine Diskussion kommen werden. Ob das tatsächlich auch dazu führt, dass man bestimmte Anforderungen an jemanden stellt, der die Aufgabe der Internen Revision tatsächlich wahrnehmen wird, das sehe ich vielleicht in den nächsten 3-5 Jahren. Das wird wahrscheinlich erst dann passieren, wenn es zu einem Problemfall wird.

Im Moment ist es so, dass man als Leiter der Internen Revision gegenüber dem Aufsichtsrat berichtet, dessen Aufgabe es ist, die vorgelegte Arbeit zu prüfen. Der Revisionsleiter ist aber eigentlich nicht dazu berechtigt, zu sprechen. Die Auskunfts- und Redepflicht ist gegenüber dem Vorstand, nicht gegenüber dem Aufsichtsrat. Die Herausforderung für die Interne Revision ist es, mit diesem Spannungsfeld zwischen Aufsichtsrat und Vorstand in dem dualen System, so wie wir es in Deutschland haben, umzugehen. Es gibt zwar Hilfskonstruktionen – dabei handelt es sich aber meist um ungeregelte Tatbestände. Ich glaube, dass es zur Diskussion gestellt wird, wie man als Interne Revision damit umgeht.

  • Herr Geiß, welches Schlagwort oder Thema möchten Sie nennen, was Ihrer persönlichen Meinung nach den Bereich Internal Audit innerhalb der nächsten 12 Monate am intensivsten beschäftigen wird?

Hier kann ich es nur wiederholen. Das ist nach wie vor das Thema Umsetzung des BilMoGs – im Sinne der Wahrnehmung dieser Aufgabe des Internen Revisionssystems. Insbesondere gilt hier die Frage: Was kann eine Interne Revision dazu tun, dass das interne Kontrollsystem einmal intern geprüft wird, auf der anderen Seite aber nicht zu einem bürokratischen Monster wird?

Das zweite Thema ist eine Abgrenzung zwischen Compliance und Revision – was ist der Wertbeitrag von wem? Und wie organisieren wir uns in diesem Bereich?

  • Welche operativen Weiterentwicklungsthemen sehen Sie auf der Prozessebene für die Interne Revision, Herr Geiß?

Ich denke mal, es wird weiter eine Diskussion geben, wie der Beitrag der Wertschöpfung einer Revision zu messen ist. Auf der Prozessebene – was ist der tatsächliche Wertbarkeit und wie kann dies tatsächlich beziffert und belegt werden? Damit verbindet sich für mich wieder die Frage der Professionalisierung.

  • Herr Geiß, welche weitreichenderen Strategie-Themen sehen Sie für die Interne Revision?

Hier möchte ich das Thema Berufsstand nennen. Nach diesem Motto sollte es irgendwann beispielsweise aus dem DIIR heraus eine Entwicklung geben, dass festgelegt wird, dass in der Internen Revision ein Mitarbeiter beschäftigt sein muss, der vom einer qualifizierten Institution ein Zertifikat besitzt, dass er das auch tatsächlich kann, wofür er angestellt ist.

  • Welche Herausforderungen müssen generell für die Branche bewältigt bzw. gelöst werden, Herr Geiß?

Hier kann man wieder eine Verbindung zu den vorherigen Fragen ziehen und sagen – wir müssen uns jedes Jahr im Rahmen der Planung immer wieder der Frage stellen, was ist der Wertbeitrag, der rechtfertigt, dass soundso viel Euro ausgegeben wird. Das kommt natürlich immer dann, wenn die Anspannung etwas größer wird, was die Planung anbelangt. Dann wird die Frage nach dem Wertbeitrag der Internen Revision gestellt. Es ist zwar keine so scharfe Diskussion, aber sie wird trotzdem geführt.

Mehr zum Thema Audit Challenge 2012 erhalten Sie hier:

Die Homepage der diesjährigen Audit Challenge finden Interessenten hier.

Detaillierte Informationen zum Audit Innovation Award sind hier erhältlich.